Was macht eigentlich ein(e) Diabetesberater(in) / Diabetesassistent(in)?

Die Zahlen aus dem Gesundheitsbericht Diabetes von 2019 sind alarmierend. Bei geschätzten 82 Millionen Einwohnern in Deutschland sind etwa 7,5 Millionen Menschen von einer Diabetesdiagnose betroffen, davon etwa 5 % mit Typ-1-Diabetes, und es werden immer mehr. Diese Patientenzahlen sind eine besondere Herausforderung im Rahmen der Behandlung und Betreuung. Diese könnten allein durch die Ärzte nur schwer abgedeckt werden.

Diabetes Beratung in der ArztpraxisIn einigen Hausarztpraxen steht ein(e) ausgebildete(r) Diabetesassistent( in), durch die besondere fachliche Qualifikation, dem Arzt bei der Betreuung von Patienten mit Typ- 2-Diabetes unterstützend zur Seite.

Kinder, Jugendliche und erwachsene Patienten mit Typ-1-Diabetes oder auch schwangere Diabetikerinnen sowie die verschiedensten Sonderformen des Diabetes werden in der Regel in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis betreut. Hier ist ein(e) Diabetesberater(in) - durch die fachliche Weiterbildung - von großem Wert. Die fundiertere Ausbildung ermöglicht ein eigenständigeres und umfangreicheres Arbeiten.

Was ist der Unterschied zwischen Diabetesassistent(in) und Diabetesberater(in)?

Bei einem/ einer Diabetesassistent(in) DDG (kurz: DA) liegt der Fokus auf der Schulung und Beratung von Patienten mit Typ-2-Diabetes, bei der Betreuung von Patienten mit Typ-1-Diabetes kann die DA unterstützend eingesetzt werden. Der/ Die Diabetesberater(in) (kurz: DB) schult und berät zu allen Formen des Diabetes.

Weiterbildungsbildungswege zur/zum Diabetesassistent(in) 

Diabetesassistent(in) DDB ist ein Weiterbildungsberuf für medizinisches Personal. Die Weiterbildung zur DA umfasst 150 Unterrichtseinheiten Theorie und 40 Stunden Hospitation in einem diabetesspezifischen Arbeitsbereich. Das kann im stationären Bereich, in einer Reha- Einrichtung oder einer ambulanten Schwerpunktpraxis sein. Die Weiterbildung endet mit einer Prüfung. Die Kosten für die Weiterbildung betragen je nach Ausbildungsstätte zwischen 1400,- und 1500,- €. Dazu kommen Reise-, Übernachtungs-, Verpflegungs- sowie Materialkosten.

Die Weiterbildung wird regional organisiert. Der Ansprechpartner ist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), telefonische Servicezeiten bzw. E-Mail-Kontakte sind im Internet zu finden. Ausbildungsstätten sind in Deutschland beispielsweise Leipzig, Hohenmölsen, Jena, Bad Mergentheim oder Rheine.

Sogenannte „Quereinsteiger“ sind nicht selten, wobei eine medizinische Vorausbildung (Krankenschwester, MFA, MTA o. ä.) sehr hilfreich ist. Aber auch für ausgebildetes Personal aus dem sozialen, pädagogischen oder psychologischen Sektor kann eine Weiterbildung möglich sein.

Weiterbildungsbildungswege zur/zum Diabetesberater(in) 

Termin bei einer Diebatesberaterin

Wer den Wunsch hat, sich zur/zum Diabetesberater(in)ausbilden zu lassen, hat dafür zwei Möglichkeiten: entweder durch eine Aufbauqualifikation nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung zur DA oder durch einen regulären Kurs, ohne vorherige DAWeiterbildung. Diese Variante ist etwas umfangreicher und dauert entsprechend länger.

Die erste Variante (Aufbauqualifikation) umfasst 336 Stunden Theorieunterricht, meist in 4 Blöcken zu 2 Wochen,sowie 362 Stunden Praxiszeit, die standardmäßig am Arbeitsplatz erbracht wird, sowie Hospitationszeiten in entsprechenden Einrichtungen.

Die Dauer der Qualifikation beträgt etwa 12-14 Monate und endet mit einer mündlichen Prüfung. Für diesen Kurs fallen Ausbildungskosten in Höhe von 2450,- € an zuzüglich der oben aufgeführten Zusatzkosten sowie 200,- € Anmeldeund 100,- € Prüfungsgebühr.

Die zweite Möglichkeit (regulärer Kurs) ist die eher klassische Variante mit 520 Stunden Theorieunterricht (5 Blöcke zu 2 -3 Wochen) sowie 584 Stunden Praxiszeit am jeweiligen Arbeitsplatz. Die Kosten hierfür betragen 2900,-€ zuzüglich aller oben genannten Zusatzkosten. Die Ausbildungsstätten sind Jena, Berlin, Bad Mergentheim, Trier, Rheine, Traunstein und Regensburg.

Welche Voraussetzungen muss ich für die Weiterbildung zur/zum Diabetesberater(in) mitbringen?

Da Diabetesberater(in) eine Weiterbildung ist und kein klassischer Ausbildungsberuf, muss jeder Teilnehmer vorher eine abgeschlossene Berufsausbildung im medizinischpfl egerischen Bereich absolviert haben und über eine mindestens 3-jährige Berufserfahrung verfügen.

Das Lernen hört nach erfolgreicher Absolvierung der Weiterbildung nicht etwa auf. Es besteht eine regelmäßig nachzuweisende Fortbildungspflicht.

Berufsalltag

„Sie verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung als Medizinische(r) Fachangestellte(r) oder Diät assis tent(in)? Haben bereits eine Weiterbildung zur Diabetesassistenz (m/w/d) bzw. Diabetesberatung (m/w/d) DDG? Verfügen über mehrjährige Erfahrungen in der Beratung und Schulung von Patienten, auch mit Insulinpumpen und CGM-Systemen? Arbeiten Sie strukturiert, einsatzbereit und zielorientiert? Und zeichnen Sie sich durch Eigeninitiative, Einsatzbereitschaft und Flexibilität aus? Sind Geduld und Einfühlungsvermögen bei patientenorientierten Gesprächen, ein freundlicher, respektvoller Umgang mit Patienten kein Fremdwort für Sie? Dann steht unserer gemeinsamen Zusammenarbeit nichts mehr im Wege… .“

So oder so ähnlich könnte die Stelle für eine(n) Diabetesberater(in) ausgeschrieben werden.

Egal, ob das vorhandene Blutzuckermessgerät mal wieder streikt, Herr Mustermann nicht mehr mit der Berechnung von Broteinheiten klar kommt oder ein Patient neu mit der Diagnose „Diabetes“ konfrontiert wird, ein(e) DB oder DA ist in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis unentbehrlich.

Neben den alltäglich anfallenden Arbeiten ist er/ sie eine „Schnittstelle“ zwischen Patient und Angehörigen, eventuell notwendigen Pflegediensten, Fach - u.nd Hausärzten.

Er/sie kann sich in der Regel etwas mehr Zeit nehmen für die kleinen und großen Probleme bzw. Sorgen der Patienten in Bezug auf ihre Diabeteserkrankung. Er/ sie ist mal Ratgeber, mal Seelsorger, mal Vermittler, mal Lehrer oder Unterstützer aber auch mal jemand, der ein ernstes Wort sprechen muss, wenn Patienten ihre Blutzuckertagebücher „frisieren“ oder ihre Erkrankung allzu leicht nehmen.

Ein gutes Fachwissen reicht dafür allein nicht aus. Es bedarf auch einem gewissen Maß an Empathie und ein wenig psychologischem Feingefühl, um mit den Alltagsproblemen in einer diabetologisch-tätigen Praxis umgehen zu können.

In den letzten Jahren ist besonders im Bereich „Technik“ sehr viel Neues in der Diabetologie hinzugekommen. Allein bei der Blutzuckermessung oder der Form der Insulinapplikation hat es enorme Fortschritte gegeben. Ein Arzt allein könnte den zeitlichen Aufwand nicht bewältigen, neben seiner Sprechstunde alle betroffenen Patienten mit einer Insulinpumpe vertraut zu machen oder ihnen ein Gerät zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) zu erklären. Diese und weitere Aufgaben können ohne Probleme von einer/einem gut ausgebildete(n) Diabetesberater(in) übernommen werden. Dadurch kann den Patienten die Möglichkeit gegeben werden, von modernen und innovativen Therapien zu profitieren.

Autorinnen

Autorin Astrid HofmannClaudia Donath und Astrid Hofmann sind Diabetesberaterinnen DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft): Sie bringen umfangreiche Erfahrung rund um das Thema Diabetes mit und haben dabei große Freude dieses Wissen in Form von leicht verständlichen Texten und aktuellen Beiträgen für den Leser aufzubereiten. Darüber hinaus beraten und schulen sie mit viel Engagement Menschen aller Typen des Diabetes, dazu zählen insbesondere auch Kinder und Schwangere.

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