Eiweiß bei Diabetes
Eiweiß spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung von Menschen mit Diabetes. Es ist wichtig zu wissen, dass Eiweis den Blutzuckerspiegel beeinflusst und das Sättigungsgefühl unterstützt. In diesem Kontext ist es wichtig, die Bedeutung und die richtige Auswahl von Eiweißquellen in der Ernährungsplanung für Menschen mit Diabetes zu verstehen.
Eiweiß - Wichtiger Energielieferant und Baumaterial für unseren Körper
Eiweiß, auch als Proteine bezeichnet, ist für den menschlichen Körper von entscheidender Bedeutung, da es als Baustein für Gewebe, Organe und Enzyme fungiert. Protein wird aus dem griechischen Wort „Proton“ für „das Erste, das Wichtigste“ abgeleitet. Ohne Eiweiß wäre kein Leben möglich. Es ist in seiner Funktion einmalig und kann weder durch Kohlenhydrate noch durch Fett ersetzt werden. Eiweiß ist ein energieliefernder Makronährstoff. 1 g Eiweiß liefert uns 4 kcal (17 kJ). Eiweiße können vom Körper nicht gespeichert und müssen deshalb täglich über die Nahrung aufgenommen werden. Eine ausgewogene Proteinzufuhr unterstützt so das Wachstum, die Reparatur von Zellen und spielt eine wichtige Rolle in zahlreichen biologischen Prozessen in unserem Körper.
Aminosäuren - Funktion und Nahrungquellen
Eiweiß besteht aus einer Kette von Aminosäuren, die durch Peptidbindungen miteinander verknüpft sind. Es gibt 20 verschiedene Aminosäuren, die in verschiedenen Kombinationen und Abfolgen miteinander verbunden werden, um die Vielfalt an Proteinen zu bilden, die in Organen, Geweben und Enzymen im menschlichen Körper vorkommen. Acht Aminosäuren gelten als unentbehrlich und müssen mit der täglichen Nahrung aufgenommen werden. Die übrigen zwölf Aminosäuren können unter „normalen“ Bedingungen und bei ausreichender Menge an Stickstoff im Stoffwechsel selbst gebildet werden
Aminosäure | Funktion | Enhalten in | |
tierischen Nahrungsmitteln | pflanzlichen Nahrungsmitteln | ||
Isoleucin | Muskelaufbau, Wundheilung, Hormonregulierung, stärkt das Immunsystem |
Rindfleisch, Wild, Geflügel, Wildlachs, Thunfisch, Käse |
Reis, Nüsse, Cashewkerne, Hülsenfrüchte |
Leucin | Insulinausschüttung – Regelung des Blutzuckers, wirkt auf das Wachstumshormon (Somatotropin) |
Eier, Käse, Thunfisch, Lachs, Geflügel, Rind- und Kalbsfleisch |
Weizenkeime, Hirse, Mais, Hafer, Hülsenfrüchte, Nüsse, Mandeln, Sojabohnen |
Lysin | fördert die Produktion von L-Carnitin Fettverbrennung und Kalziumeinbau in Knochen und Zähnen |
Fleisch, Geflügel, Fisch, Käse, Eier |
Nüsse, Hülsenfrüchte, Zitrusfrüchte, Sojabohnen, Bierhefe, Spirulina, Weizenkeime |
Methionin | Bildung von Enzymen wie Adrenalin, Bestandteil von L-Carnitin |
Fisch, Eier, Rindfleisch, Geflügel, Hartkäse |
Sojabohnen, grünes Gemüse, Sesam, Paranüsse |
Phenylalanin | Bildung von Proteinen und Hormonen, welche Auswirkungen auf Wachstum, Blutdruck und körperliche Leistung haben |
Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier, Milch |
Sojabohnen, Kürbiskerne, Nüsse, Reis |
Threonin | Bildung von Antikörpern, Bestandteil von Kollagen (Bindegewebe, Sehnen, Bänder, Knochen, Zähne) |
Fleisch, Wild, Geflügel, Fisch, Eier |
Nüsse, Sojabohnen, Hülsenfrüchte, Spinat, Karotten, Weizenkeime, Papaya |
Trytophan | Stoffwechsel, Blutgerinnung, Wundheilung, Baustein für das Glückshormon Serotonin und das Schlafhormon Melatonin |
Fleisch, Wild, Fisch, Milchprodukte, Käse, Eier |
Nüsse, Hülsenfrüchte, Cashewkerne, Schokolade, Banane, Kakaopulver, Spirulina, Kürbiskerne, Haferflocken, Sojabohnen |
Valin | Fördert die Ausschüttung von Insulin und des Wachstumshormons, Bausubstanz für Botenstoffe im Gehirn |
Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier, Käse |
Getreide, Nüsse, Kakao, Dinkelmehl, Haferflocken, Hefe, Reis, Erbsen |
Was ist besser, pflanzliches oder tierisches Eiweiß?
Tierisches Eiweiß aus Fleisch, Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten ähnelt in der Zusammensetzung dem Körpereiweiß. Es enthält nahezu alle notwendigen Aminosäuren in einem günstigen Verhältnis. Man spricht von „hoher biologischer“ Wertigkeit. Das bedeutet, wie gut der Körper das zugeführte Eiweiß in körpereigenes Eiweiß umwandeln kann. Der Nachteil bei tierischen Lebensmitteln sind die Begleitstoffe wie zum Beispiel gesättigte Fette, Purine, Kochsalz ... – diese Stoffe können Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Gicht, Arterienverkalkung und Diabetes begünstigen.
Es geht auch ohne Fleisch. Wer regelmäßig Eier, Milch und Milchprodukte isst, muss keinen Eiweißmangel befürchten. Pflanzliches Eiweiß ist in Lebensmitteln wie Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Nüssen enthalten. Pflanzliches Eiweiß kann der Körper nicht so gut verwerten wie tierisches Eiweiß. Dafür sind gesättigte Fette, Purine und Kochsalz kaum bzw. gar nicht vorhanden.
Eier und Cholesterinspiegel
Wer denkt bei Eiweiß nicht sofort an ein frisch gekochtes Frühstücksei, an den Duft von Spiegel- oder Rührei, pochierte Eier, Soleier, Senfeier, Omelett – unzählige Möglichkeiten. Allerdings sind Eier ein umstrittenes Nahrungsmittel. Die Wissenschaft hat aber seit einigen Jahrzehnten hinreichend Beweise geliefert, dass der Eierkonsum, durch den Cholesteringehalt im Eigelb, das Risiko für Herzinfarkt- und Schlaganfall nicht relevant beeinflusst. Die Regulation des Cholesterinspiegels im Blut erfolgt in erster Linie durch die Leber und nicht durch die Ernährung. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Körper die eigene Cholesterinproduktion bremsen kann, wenn er über die Nahrung zu viel Cholesterin zugeführt bekommt. Nicht eine einzelne Komponente der Nahrung, sondern das ganze Ernährungsmuster, plus die Lebensweise, beeinflusst und steuert die Gesundheit sowie das Herzkreislaufrisiko. (Univ.- Prof. Dr. med. U. Laufs; Leipzig)
Eiweiß Aufname - Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht (Normalgewicht).
Beispiel bei einer Körpergröße von 170 cm: 170 cm – 100 = 70 x 0.8 g = 56 g Eiweiß/Tag
56 g Eiweiß stecken zum Beispiel in 2 Scheiben Vollkornbrot mit körnigem Frischkäse (15 g), 250 g Ofenkartoffeln mit 150 g Magerquark (25 g) und einem Salat mit Thunfisch (16 g).
Der Vorteil einer gezielten Kombination von pflanzlichen und tierischen Proteinen
Die gezielte Kombination von pflanzlichen und tierischen Proteinen ist für den Körper günstiger, als der Verzehr von einzelnen eiweißreichen Lebensmitteln. Auf diese Weise wird er unabhängig von der individuellen Ernährungsform ob vegan, vegetarisch oder Mischkost, bestens mit Proteinen versorgt. Vegetarier können versuchen immer wieder mal Hühnereier mit Kartoffeln und/oder Quark zu kombinieren, während Veganer sich insbesondere an Kombinationen mit vielen Hülsenfrüchten und Vollkornreis halten sollten. Hilfreich kann es für beide Gruppen sein, ab und zu auf Eiweißbrote zurückzugreifen, sowie regelmäßig auch Kerne und Nüsse zu snacken. Darüber hinaus punkten auch Sojaprodukte mit einem soliden Proteingehalt und einer guten biologischen Wertigkeit.
Eine sehr gute Kombination sind beispielsweise Kartoffeln und Ei, ebenso wie Kartoffeln und Rindfleisch, Kartoffeln und Milch- bzw. Milchprodukte oder Getreide und Milch- oder Milchprodukte oder Getreide und Hülsenfrüchte, auch die Kombination von Bohnen und Mais ist empfehlenswert.
Der Vorteil einer gezielten Kombination von pflanzlichen und tierischen Proteinen
Ein Eiweißmangel ist in Deutschland extrem selten. Laut der Nationalen Verzehrstudie von 2008 werden täglich 1,2-1,6 g Eiweiß pro Tag und Kilogramm Körpergewicht verzehrt. Dabei werden mehr tierische Proteine konsumiert als pflanzliche mit den daraus resultierenden Folgen für die Gesundheit. Besteht eine Unterversorgung an Proteinen, reduziert der Körper zunächst die Stickstoffausscheidung und versorgt sich selbst, indem er körpereigenes Protein aus der Muskulatur abbaut. Dieser Abbau der Muskelmasse führt zur Abnahme der Muskelfunktion. Bei älteren Menschen entsteht dadurch das Risiko für Frakturen und Gebrechlichkeit. Bei langanhaltenden Proteinmangel kann es zu Beeinträchtigungen von Stoffwechselund Organfunktionen kommen. Bei einer deutlich erhöhten Aufnahme von Eiweiß ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Beim Abbau von Protein entsteht Harnstoff. Dieser wird mit dem Urin ausgeschieden, um die Nieren nicht zu schädigen. Bei Niereninsuffizienz, das heißt die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist kleiner als 60 ml/min, sollten keine Diäten oder Ernährungsformen angewandt werden, welche mit einem erhöhten Eiweißanteil einhergehen.
Was Diabetiker zu Proteine wissen sollten
Für Menschen mit Diabetes hat der Verzehr von Eiweiß noch eine weitere Dimension, denn neben Kohlenhydraten wirken sich auch Fett und Eiweiß auf den Blutzuckerspiegel aus. Der Einfluss der Proteine ist zwar weniger stark, kann sich aber, in den entsprechenden Mengen, dennoch bemerkbar machen – zum Beispiel im Rahmen einer Low-Carb-Ernährung. Nach einer sehr fleischreichen Grillparty kann es daher sinnvoll sein, lieber einmal mehr den Glukosewert zu kontrollieren. Die glukoplastischen Aminosäuren können insbesondere beim Diabetes Typ 1 Glukoseschwankungen zusätzlich beeinflussen. Bei einer eiweißreichen Ernährung können die Langzeitblutzuckerwerte sinken, das wurde in einer Studie (LeguAN) vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam nachgewiesen. Forscher entwickeln daher Produkte wie Nudeln, Brot, Kekse oder Mehl aus Erbsenproteinen. Experten vermuten außerdem, dass eine kalorienreduzierte und gleichzeitig eiweißreiche Ernährung besser durchgehalten wird, da der Sättigungsgrad von Proteinen höher ist. Wenn Sie ihre Ernährung als Mensch mit Diabetes umstellen möchten, beraten Sie sich bitte immer mit Ihrem Arzt oder Diabetesteam.