Der NUTRI SCORE - Ziel und Nutzen der Lebensmittelampel

Wir leben in Deutschland in einer Wohlstandsgesellschaft, in der aktuell 47% der Frauen, 62% der Männer und immerhin schon 15% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dies häufig an einer zu einseitigen, kalorienreichen Ernährung und zu wenig körperlicher Bewegung liegt. Chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauferkrankungen sind ernährungsbedingt die Folgen von zu viel Zucker, ungünstigen Fetten und zu viel Salz in unserer täglichen Kost.

Dabei wünscht sich doch jeder, gesund und abwechslungsreich zu essen, fit bis ins hohe Lebensalter und von Krankheiten verschont zu bleiben.

Der lange Weg zur Lebensmittelampel

Die Franzosen haben es uns vorgemacht. Seit 2001 kämpfen dort verschiedene Initiativen für eine Verbesserung der Ernährungs-Qualität in der Bevölkerung. Daraufhin wurde schon 2015 ein Gesetz verabschiedet, das eine einheitliche Kennzeichnung der Nährwerte der Lebensmittel regelt und 2017 wurde das Verfahren des sogenannten NUTRI-SCORE verabschiedet. Schlappe 16 Jahre hat es nur gedauert, die Verbraucher/innen bei der Auswahl hochwertiger Lebensmittel zu unterstützen. 2019 folgten Belgien, Spanien und Portugal ihrem Nachbarn.

Der Nutri Score in Deutschland

In Deutschland wurde 2018 das „Ampelsystem“ diskutiert und dann verworfen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) startete eine Reihe Verbraucherbefragungen und 2020 wurde endlich auch bei uns der Rechtsrahmen für den 2019 favorisierten und für alltagstauglich befundenen NUTRI-SCORE gesetzt.

Verzögernd kam hinzu, dass in Deutschland der freie Warenverkehr innerhalb der EU durch die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) geschützt ist. Nun können seit diesem Zeitpunkt Unternehmen freiwillig über die Anwendung des NUTRI-SCORE auf ihren Produkten entscheiden. Seit 2019 befasst sich der Europäische Verbraucherverband (BEUC) mit der verpflichtenden Einführung des NUTRI-SCORE in der gesamten EU.

Soviel zur „Geschichte“. Aber wird durch den NUTRI-SCORE mit einem Blick die Lebensmittelauswahl für den Verbraucher wirklich einfacher? Ernähren wir uns jetzt gesünder? Was steckt dahinter?

Um die Nährwertangaben eines Produkts zu erfahren, reicht ein Blick auf die Nährwerttabelle, die sich meist auf der Rückseite der Verpackung befindet. Alle relevanten Informationen über Kaloriengehalt, Fett-, Kohlenhydrat-, und Eiweißmenge, Vitamin- und Mineralstoffanteile finden wir dort.

Was uns fehlt, ist eine Einschätzung, ob es sich um eine gute Nährstoffzusammensetzung handelt oder nicht, bzw. wie dieses Produkt gegenüber dem Mitbewerber abschneidet. Hier soll uns der NUTRI-SCORE in verständlicher und informativer Form helfen, die gesündere Lebensmittel oder Getränkeauswahl zu treffen.

5 Farben als Orientierung

Letzten Endes ist er nur ein LOGO, das in 5 Stufen (A-E) farbig hinterlegt (grün-gelb-rot) eine Bewertung der Lebensmittelqualität vornimmt. Denn Müsli, ist nicht gleich Müsli. Die Zahl der Unternehmen, die mit dieser Art Orientierungshilfe für Verbraucher arbeitet nimmt stetig zu, obwohl es sich um eine bisher freiwillige Angabe durch den Hersteller handelt.

Was sagt der Nutri Score aus?

Ob ein Produkt nun ernährungsphysiologisch günstig oder ungünstig ist, wird auf Basis der Nährwerte (pro 100 Gramm) errechnet. Dabei werden „gute“ und „schlechte“ Eigenschaften ermittelt und miteinander „verrechnet“. Das grüne-A steht für eher günstig, das rote-E für ungünstig. Zum Beispiel ist nun ein Produkt mit einem gelben-C also besser als mit einem orangen-D.

Je niedriger der SCORE, desto höher also die Qualität des verarbeiteten Produktes. Dabei scheiden z. B. Tee, Kaffee und alkoholische Getränke aus. Sie sind ja sowieso Genuss- und nicht Lebensmittel. Mittlerweile kann man sich in verschiedenen Datenbanken und Apps über den NUTRI-SCORE verschiedener Lebensmittel weitreichender informieren (Open Food Facts).

Ungünstig zum Beispiel wären:
1. ein hoher Energiegehalt
2. große Mengen an Zucker oder Salz
3. gesättigte Fettsäuren

Günstig sind:
4. hochwertiges (pfl anzliches) Eiweiß
5. BallaststoŽ e
6. hoher Anteil an Obst oder Gemüse

Fazit

Wie kann damit das Essverhalten geändert werden? Nun, die Wahl zum Kauf treffen Sie allein. Aber ehrlich, würden Sie nicht auch vielleicht ein paar Euro mehr ausgeben, wenn Sie wüssten, eine gesündere Auswahl getroffen zu haben? Teilnehmende Hersteller sind nämlich bestrebt, bessere Produkte auf dem Markt anzubieten. Es wird Zeit, den Lebensmitteln ihren natürlichen Charakter wiederzugeben, denn schonende Verarbeitung und das Weglassen unnötiger Zusätze werden angestrebt. Und Sie können mit dem Gefühl etwas Gutes für sich getan zu haben, Ihre Einkaufstüten nach Hause tragen.

Vielleicht entdecken Sie bei Ihrem nächsten Einkauf den einen oder anderen Artikel im Sortiment ihres Supermarktes. Dann wissen Sie ja jetzt darüber gut Bescheid.

Autorin

Autorin Astrid HofmannAstrid Hofmann ist Diabetesberaterinnen DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft): Sie bringt umfangreiche Erfahrung rund um das Thema Diabetes mit und hat dabei große Freude dieses Wissen in Form von leicht verständlichen Texten und aktuellen Beiträgen für den Leser aufzubereiten. Darüber hinaus berät und schult sie mit viel Engagement Menschen aller Typen des Diabetes, dazu zählen insbesondere auch Kinder und Schwangere.

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