Kontinuierliche Glukosemessung (CGM)
Seit 1999 sind alltagstaugliche Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (engl. CGM = continuous glucose monitoring) in Deutschland erhältlich. Je nach Modell wird alle 1-5 Minuten ein aktueller Glukosewert angezeigt. Die quasi kontinuierliche Messung lässt den vollständigen Glukoseverlauf des Tages und der Nacht auf einen Blick erkennen. Ein Wunschtraum von Diabetikern und Diabetes-Profis ging damit in Erfüllung.
Das CGM-System kann sowohl bei der Insulintherapie als auch der Insulinpumpentherapie unterstützen, letzteres wird als sensorunterstützte Pumpentherapie (SuP)bezeichnet.
Bei den aktuell erhältlichen CGM-Systemen wird die Messelektrode ins Unterhautfettgewebe eingeführt. Die Anlage des Sensors verläuft meistens schmerzfrei und ohne weitere Komplikationen mit nur geringem Infektionsrisiko. Dort wird der Gewebezucker gemessen und mittels eines integrierten Senders an ein Empfangsgerät gefunkt. Bei der SuP kann die Insulinpumpe selbst als Empfangsgerät dienen. Die aktualisierten Glukosewerte werden dann auf dem Monitor der Pumpe angezeigt. Das Empfangsgerät kann aber auch ein extra Gerät sein.
Durch CGM können die Verwender ihre Glukosewerte im Blick behalten. So können niedrige und hohe Glukosewerte rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Ist die Möglichkeit der Hypo-Abschaltung im Insulinpumpensystem vorhanden (derzeit mit dem MiniMed Veo und dem MiniMed 640G Systeme verfügbar), unterbricht die Insulinpumpe bei niedrigem Glukosewert (bzw. sogar schon vor erreichen der so genannten Hypo-Grenze) die Insulinabgabe. So können schwere Unterzuckerungen - z. B. in der Nacht - noch besser vermieden werden.
Allgemein sollte man aber bedenken, dass CGM-Systeme die Probleme lediglich sichtbar machen und mit Ausnahme der Hypo-Abschaltung nicht automatisch regulieren. Die Auswertung der Glukosewerte, gegebenenfalls ein zusätzliches Messen des Blutzuckerwertes und die Entscheidung zur Anpassung der Therapie obliegt weiterhin dem Verwender.
Die Vorteile der Kontinuierlichen Glukosemessung
Menschen mit Diabetes Typ-1 müssen durchschnittlich vier bis acht Mal täglich ihren Blutzuckerwert messen und die Insulindosis daran anpassen. Das bedeutet vier bis acht Mal pro Tag ein Nadelstich in die Haut, um den zur Messung nötigen Blutstropfen zu gewinnen, bzw. 250 Mal im Monat, bzw. 3000 Mal im Jahr. Und das ein Leben lang.
Und dennoch, oft bleiben die Unsicherheit und die Angst vor schweren Stoffwechselentgleisungen, besonders vor den so gefährlichen Unterzuckerungen. Mehr als die Hälfte aller schweren Unterzuckerungen treten während des Nachtschlafes auf. Aber auch ein unregelmäßiger Tagesablauf oder Ausnahmesituationen wie Krankheiten oder Reisen bringen den Stoffwechsel durcheinander und können zu Unterzuckerungen führen. Diese so genannten Hypoglykämien sind mit Abstand die am häufigsten auftretenden akuten Komplikationen bei Diabetikern.
Unterzuckerungen können Diabetiker akut direkt und indirekt gefährden. Selbst eine leichte Hypoglykämie kann – wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird – zu Koma und Krämpfen und in Ausnahmefällen sogar zum Tod führen. Indirekt sind Betroffene immer dann gefährdet, wenn der Blutzuckerabfall in Situationen auftritt, die Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern, z. B. beim Autofahren, beim Bedienen von Maschinen oder bei Sportarten wie Klettern. Bei älteren Menschen steigt dann außerdem das Risiko, gefährlich zu stürzen.
Beim kontinuierlichen Glukosemonitoring mit einem CGM-System misst eine Sensorelektrode im Unterhautfettgewebe automatisiert bis zu 1400 Mal täglich den Glukosewert. Betroffene erhalten dadurch ständige Informationen über den Verlauf des Blutzuckerspiegels. Trends wie der Anstieg oder Abfall des Blutzuckerwertes werden so sichtbar. Durch Alarme werden Betroffene rechtzeitig informiert. Wird das CGM-System in Verbindung mit den Insulinpumpen MiniMed Veo oder MiniMed 640G benutzt, kann sogar eine automatische Abschaltung der Insulinzufuhr durch die Pumpe noch vor Erreichen der Hypo-Grenze erfolgen.
Die enge Überwachung der Blutzuckerwerte offenbaren selbst leichte Unterzuckerungen, die Betroffene sonst nicht bemerkt hätten und ggf. kann die Therapie angepasst werden. Langfristig sind somit eine dauerhaft bessere Einstellung des Stoffwechsels und eine Verbesserung des HbA1C-Wert möglich.
Vorteile des CGM im Überblick: |
|
Personengruppen, die besonders von CGM-Systemen profitieren |
|
Voraussetzungen für die sensorunterstützte (Pumpen-)Therapie *
Die aktuellen Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung sind alltagstauglich. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie für jeden Diabetiker geeignet sind.
Voraussetzungen Patient
- Hohe Eigenmotivation
- Technisches Grundverständnis und Geschick zum Legen eines Sensors und zur Bedienung und Einstellung des CGM-Systems
- Fähigkeit zur Interpretation komplexer Stoffwechselzusammenhänge
- Verständnis für Probleme im Zusammenhang mit der CGM (Blutglukose – Gewebeglukose – CGM-Glukose, Time Lag etc.)
- Bereitschaft zum regelmäßigen Ablesen der Glukosewerte auf dem Display und zur Berücksichtigung der Trendinformation bei den Therapieentscheidungen
- Bereitschaft zur sofortigen angemessenen Reaktion auf Alarme
- Bereitschaft zur regelmäßigen rückblickenden Datenanalyse (am Display und/oder am Computer)
- Fehlen von Kontraindikationen
Kontraindikationen zur CGM
- Perfekte Stoffwechsellage ohne Unterzuckerungen (ohne CGM)
- Fehlende Bereitschaft zur Intensivierung des Therapieaufwandes
- Angst vor technischen Systemen oder mangelndes Vertrauen dazu
- Grundlegende Akzeptanzprobleme bezüglich der Diabeteserkrankung
- Schwerwiegende psychologische oder psychiatrische Auffälligkeiten
- Missbrauch von Alkohol oder anderen Drogen
- Bestimmte Medikamente