Unterzuckerung – Hypoglykämie
Eine Hypoglykämie (vom Altgriechischen: hypo (unter) glykys (süß) haima (Blut)) ist in der Regel Folge eines Ungleichgewichtes zwischen blutzuckererhöhenden und -senkenden Faktoren. Laut den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) sollen die Blutzuckerwerte bei Menschen mit Diabetes mellitus vor und nach dem Essen zwischen 3,9 und 10 mmol/l (70 und 140 mg/dl) liegen. Bereits bei einem Glukosewert von etwa 3,9 mmol/l (70 mg/dl) leitet unser Körper Maßnahmen ein, damit der Blutzucker wieder steigt.
Mögliche Ursachen einer Unterzuckerung
Unterzuckerungen sind immer Folge von zu viel Insulin im Körper. Mögliche Ursachen dafür gibt es viele: Zum Beispiel zu wenig Kohlenhydrate im Körper (wenn eine schon eingeplante Mahlzeit doch ausgelassen wurde), ungewohnte Bewegung (wenn sich der Alltag verändert wie beispielsweise im Urlaub), Handhabungsfehler bei der Therapie (wenn das Insulin verwechselt wird bzw. die falsche Dosis gespritzt wird), Alkoholkonsum, Verbesserung der Insulinempfindlichkeit.
Liste möglicher Ursachen:
- durch das Weglassen einer Mahlzeit
- Insulin- oder Tablettenfehldosierungen
- falsche Injektionstechnik
- körperliche Belastung bei unveränderter Insulindosierung
- erhöhte Insulinempfindlichkeit
- vorangegangener Alkoholkonsum
- ein heißes Bad
Symptome einer Unterzuckerung
Bei einem stoffwechselgesunden Menschen passt der Körper die Insulinausschüttung an den Blutzuckerspiegel an und drosselt sie nach Bedarf. Wird ein Blutzucker von etwa 3,3 mmol/l (59 mg/dl) unterschritten, werden verstärkt auch die Hormone Adrenalin und Glukagon freigesetzt, um die Zuckerreserve in der Leber zu mobilisieren.
Bei einem weiteren Abfall unter etwa 1,9 mmol/l (34 mg/dl) kommen Cortisol aus der Nebenniere und ein Wachstumshormon aus der Hirnanhangsdrüse dazu, die nun langanhaltend die Zuckerneubildung in der Leber stimulieren.
Die Symptome einer Hypoglykämie ergeben sich zum einen aus der Gegenregulation des Körpers mit Adrenalinausschüttung:
- Herzklopfen
- Zittern
- schneller Puls
- Schweißausbrüche
- kalter Schweiß
- Heißhunger
Wichtig: Die Anzeichen können sehr vielfältig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.
und durch die Unterversorgung mit Glukose:
- Konzentrationsstörungen
- Hunger
- Reizbarkeit
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- Sprachstörungen
- Bewusstseins- und Handlungseinschränkungen
- Bewusstlosigkeit
- Koma.
Was ist bei einer Unterzuckerung zu tun?
Bei Menschen mit Diabetes mellitus ist dieses Regulationssystem störanfällig. Die Wirkung des gespritzten Insulins kann nicht gedrosselt werden. Adrenalin und Glukagon können nur dann effektiv Zuckerreserven freisetzen, wenn die Zuckervorräte in der Leber gut gefüllt sind. Nach zum Beispiel mehrstündigem Sport, außergewöhnlicher Belastung oder einer vorhergehenden Unterzuckerung ist das aber meist nicht der Fall. Je nachdem welche Symptome auftreten, unterscheidet man zwischen einer leichten, einer mittelschweren und einer schweren Unterzuckerung.
ALARM-WERTE...
unter 3,9 mmol/l bzw. 70 mg/dl Unterzuckerung mit Gefahr eines hypoglykämischen Schocks
Leichte Unterzuckerung und deren Behebung
Eine leichte Unterzuckerung kann sich relativ schnell entwickeln. Betroffene müssen beim Auftreten erster Anzeichen, wie sie oben bereits genannt wurden, schnell reagieren. Darum ist es bei ersten Anzeichen wichtig, zu erst etwas zu sich zu nehmen und erst im Anschlauss mit einen Blutzuckermessgerät den Blutzucker zu messen. Allgemein gilt die Empfehlung in diesen Situationen mindestens 20 g schnellwirkende Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, um den Glukosegehalt schnell zu erhöhen. Diese sind z. B. in vier Täfelchen Traubenzucker, fertigen Zuckerlösungen (z. B. Jubin), 1 reife Banane, 200 ml zuckerhaltigen Getränken oder 12 Gummibärchen enthalten.
Bei einer vermuteten Hypoglykämie gilt stets die Regel: Erst essen, dann messen!
Mittelschwere Unterzuckerung: Symptome und Verhalten
Treten Anzeichen wie Verwirrtheit, Wortfindungsstörungen oder Veränderungen in der Verhaltensweise auf, können Betroffene die Situation unter Umständen nicht mehr richtig einschätzen und sind damit entsprechend nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen. Hier spricht man von einer mittelschweren Unterzuckerung. Wenn die Betroffenen noch schlucken können, so sollte man sie dabei unterstützen mindestens 30 g schnellwirkende Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, z.B. im Form von 2 Gläsern Fruchtsaft.
Schwere Unterzuckerung: Symptome und Verhalten im Notfall
Schwere Unterzuckerungen bestehen dann, wenn Betroffene nicht mehr ansprechbar sind. Ist ein Mensch bewusstlos, muss er in die stabile Seitenlage gebracht und die „Notfallspritze“ – das Glukagon-Hypokit – verabreicht werden. Seit 2020 gibt es Glukagon auch als Nasenspray. Die Handhabung ist sehr einfach und leicht zu erlernen. Glukagonpräparate sind verschreibungspflichtig und, so banal es klingt, damit sie im Notfall helfen, müssen sie angewendet werden. Darum ist es wichtig, dass das direkte Umfeld weiß, wo das Glukagon liegt, sowie wann und wie es angewendet wird. Anleitungen finden Sie im Beipackzettel, aber auch im Netz und auf YouTube in Form von Anwendervideos. Zum Beispiel sollte beim Notfall-Nasenspray nicht, wie bei herkömmlichen Nasensprays, ein Sprühstoß in die Luft abgegeben werden. Dieser fehlt sonst bei der Behandlung.
Nach dem Verabreichen des Notfallmedikaments muss ärztliche Unterstützung dazu geholt werden. Rufen Sie im Notfall die 112. Sind Betroffene noch vor Eintreten der Notärztin bzw. des Notarztes wieder ansprechbar, sollten ihnen kohlenhydratreiche Getränke oder länger anhaltende Kohlenhydrate angeboten werden.
Wichtig:
Informieren Sie Ihr direktes Umfeld – Menschen aus dem Freundeskreis, dem familiären oder beruflichen Umfeld – über die möglichen Symptome und Verhaltensveränderung. Erklären Sie Ihnen, wie Sie im Notfall entsprechende Hilfestellung geben können. Dazu gehört nicht nur die Glukagongabe und der Notruf, sondern auch beharrlich zu bleiben und solange kohlenhydratreiche Getränke, Banane oder Traubenzucker anzubieten, bis Betroffene wieder selbst agieren können.
Generell gilt, dass man nach etwa 15 Minuten den Blutzucker misst. Bei einem weiterhin sehr niedrigen Blutzuckerspiegel (50-60 mg/dl bzw. 2,8-3,3 mmol) sollten erneut mind. 20 g bzw 30 g schnelle Kohlenhydrate eingommen werden. Hat sich der Blutzuckerspielgel hingegen wieder stabilisiert, so sollte anschließend daran gedacht werden, langanhaltende Kohlenhydrate, wie sie z. B. in 1 Scheibe Brot, 1 Kornriegel oder 1 Apfel vorkommen, zu sich zu nehmen, um ein schnelles wieder Abfallen des Blutzuckers zu vermeiden.
Mit einer Hypo App für den Notfall gerüstet
Seien Sie für den Notfall noch besser gerüstet. Unterstützung bietet Ihnen da zum Beispiel die neue App HypoBuddy von Fidam GmbH. Sie kann kostenlos aus dem App Store bei IOS oder Google Play bei Android heruntergeladen werden. In der App finden Sie wichtige Informationen über die Hypoglykämie zum Nachlesen. Des Weiteren kann sie mittels SOS-Funktion auch als Notfallruf genutzt werden. Wer unterwegs in eine gefährliche Stoffwechselsituation gerät, kann mit der App eine Kontaktperson über den aktuellen Standort informieren. Für Auslandsaufenthalte enthält sie wichtige Informationen rund um die Unterzuckerung in verschiedenen Sprachen. Damit im Notfall alles schnell parat ist. Zusätzlich kann man sich in dieser App auch eine Notfallkarte anlegen, in der man alle wichtigen Informationen hinterlegen kann.
Auch die Teilnahme von Betroffenen zusammen mit Angehörigen aus Familie und Freundeskreis an einer Diabetesschulung in der Praxis ist von Vorteil. Hierbei können die Angehörigen wichtige und hilfreiche Tipps bekommen, Informationsmaterial erhalten und auch die Handhabungen der Spritze oder des Sprays üben.
CGM- und FGM-Systeme als Frühwarnsystem bei Unterzuckerungen
Wer ein FGM- oder CGM-System nutzt, kann Grenzwerte einprogrammieren, ab welchen das System mit einem Signalton warnen soll. Diese Grenzwerte werden mit dem Diabetesteam individuell abgesprochen. Dank dieser vorhandenen Funktion kann das kontinuierliche Glukosemesssystem sehr gut als Frühwarnsystem eingesetzt werden, um Unterzuckerungen frühzeitig entgegen wirken zu können.
Unterzuckerungen vermeiden
Die Ursache einer Hypoglykämie kann vielseitig sein, etwa während oder nach außergewöhnlicher oder ungewohnter körperlicher Belastung, nach dem Genuss von Alkohol, durch das Auslassen von kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten nach dem Spritzen von Insulin oder durch das Überschätzen der Kohlenhydrate einer Mahlzeit. Ursachensuche ist unerlässlich. Denn nur wenn man die Ursache erkennt, kann man zukünftig effektiv weitere Unterzuckerungen vermeiden.
Quellen:
Therapie des Typ-1-Diabetes Kurzfassung der S3-Leitlinie (AWMF-Registernummer: 057-013; 2. Auflage)
diabinfo - Das Diabetesinformationsportal
Eine Hypoglykämie (vom Altgriechischen: hypo (unter) glykys (süß) haima (Blut)) liegt bei Blutzuckerwerten unter 3,9 mmol/l (bzw. 70 mg/dl) vor und ist in der Regel Folge eines Ungleichgewichtes zwischen blutzuckererhöhenden und -senkenden Faktoren.
Mögliche Ursachen einer Unterzuckerung
Unterzuckerungen sind immer Folge von zu viel Insulin im Körper. Mögliche Ursachen dafür gibt es viele: Zum Beispiel zu wenig Kohlenhydrate im Körper (wenn eine schon eingeplante Mahlzeit doch ausgelassen wurde), ungewohnte Bewegung (wenn sich der Alltag verändert wie beispielsweise im Urlaub), Handhabungsfehler bei der Therapie (wenn das Insulin verwechselt wird bzw. die falsche Dosis gespritzt wird), Alkoholkonsum, Verbesserung der Insulinempfindlichkeit.
Liste möglicher Ursachen:
- durch das Weglassen einer Mahlzeit
- Insulin- oder Tablettenfehldosierungen
- falsche Injektionstechnik
- körperliche Belastung bei unveränderter Insulindosierung
- erhöhte Insulinempfindlichkeit
- vorangegangenem Alkoholkonsum
- ein heißes Bad
Symptome einer Unterzuckerung
Die Symptome einer Hypoglykämie ergeben sich zum einen aus der Gegenregulation des Körpers mit Adrenalinausschüttung (Herzklopfen, Schweißausbrüche) und durch die Unterversorgung mit Glukose (Konzentrationsstörungen, Hunger, Reizbarkeit, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Sprachstörungen, Bewusstseins- und Handlungseinschränkungen, Bewusstlosigkeit, Koma).
unter 3,9 mmol/l bzw. 70 mg/dl Unterzuckerung mit Gefahr eines hypoglykämischen Schocks
Leichte Unterzuckerungen können selbst mit Glukose (Traubenzucker) oder zuckerhaltigen Getränken behandelt werden.
Bei einer schweren Unterzuckerung müssen Angehörige oder sogar der Notarzt eingreifen. Voraussetzung dafür ist, dass das Umfeld weiß, wie in einer Unterzuckerungssituation zu reagieren ist und welche Maßnahmen eingeleitet werden sollen. Zur Notfall-Behandlung kann bspw. ein Hypokit eingesetzt werden (Glukagonspritze).
Der behandelnde Arzt bzw. das Diabetesteam informieren und schulen Angehörige und Bekannte über schwere Hypoglykämien und deren Behandlung.