Mit Diabetes in der Klinik

Was Sie als Diabetiker/in bei einem Krankenhausaufenthalt beachten sollten

OP Termin als DiabetikerDiabetiker sind häufiger im Krankenhaus, als Menschen ohne Vorerkrankungen. Dies ist nicht nur dem Diabetes an sich geschuldet, zum Beispiel bei einer stationären Einstellung des Diabetes, sondern oftmals auch den Folgeerkrankungen, welche durch die Zuckerkrankheit verursacht sind. Nicht selten kann es im Rahmen von schweren Erkrankungen auch zur Entgleisung des Diabetes kommen.

Allerdings wurde gezeigt, dass Komplikationen bei Diabetikern mit guter Stoffwechseleinstellung vor der Krankenhauseinweisung nicht häufiger sind, als bei Nicht-Diabetikern. Um optimale Bedingungen für den Klinikaufenthalt zu schaffen, die Liegedauer möglichst kurz zu halten und das Risiko für Komplikationen zu vermeiden ist es deswegen sinnvoll, einige Vorbereitungen zu treffen.

Was ist vor dem Krankenhausbesuch zu beachten?

Steht ein geplanter Krankenhausaufenthalt wegen einer Operation oder stationärer Behandlung bevor, sollten Sie die Zeit vor der Aufnahme nutzen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Operative Eingriffe können durch Ausschüttung von Stresshormonen, den sogenannten "Glucocorticoiden" den Blutzucker erhöhen. Der Insulinbedarf kann mitunter stark steigen. Möglich sind auch Wechselwirkungen mit verschiedensten Medikamenten, die im Krankenhaus verabreicht werden. Extreme Blutzuckerausschläge nach oben oder unten können den Genesungsprozess im Krankenhaus verzögern und den Zustand des Patienten stark verschlechtern.

Ist ein Diabetologe im Krankenhaus vor Ort?

Um dies zu verhindern oder im Falle des Falles schnell handeln zu können, sind folgende Dinge zu beachten: Erkundigen Sie sich, ob die Behandlung oder der Eingriff in einem Krankenhaus stattfindet, in welchem ein Diabetologe vor Ort ist. Dieser kann bei Problemen mit dem Blutzucker zur Behandlung hinzugezogen werden. Sprechen Sie außerdem auch mit Ihrem Arzt, welcher Ihren Diabetes derzeit behandelt und notieren Sie sich seine Empfehlungen für den anstehenden Klinikaufenthalt.

Wichtig sind dabei folgende Fragen an den behandelnden Arzt:

  • Müssen bestimmte Medikamente, die ich derzeit einnehme, vor einem operativen Eingriff abgesetzt werden? Wenn ja, wann? (z.B. Metformin, ASS und Antikoagulantien wie Marcumar/Falithrom)
  • Ist eine Dosisanpassung der Antidiabetika für den Zeitraum des Krankenhausaufenthaltes nötig?
  • Ist es sinnvoll, während des Aufenthaltes von Tabletten auf Insulin umzusteigen?

Ärztin im Gespräch

Informieren Sie das Pflegepersonal

Bei geplanten Eingriffen, findet in der Regel ein Vorgespräch mit den Krankenhausärzten statt. Auch mit dem Pflegepersonal kommt man meist in Kontakt. Informieren Sie das Personal frühzeitig über die Diabeteserkrankung und weisen Sie auf Besonderheiten (zum Beispiel Insulinpumpenträger) hin. Eventuell kann dem Personal so Zeit bleiben, benötigtes Zubehör (wie passende Katheter) rechtzeitig zu bestellen.

Wie kann ich mich auf einen Notfall vorbereiten?

Bei einem Unfall oder einem Notfall bleibt bei schneller Krankenhauseinweisung oft keine Zeit für eine ausgiebige Vorbereitung. Es ist ratsam, immer eine gepackte Notfalltasche zu haben, damit Angehörige diese bei Bedarf sofort mit ins Krankenhaus bringen können. Diese sollte eine Erstausstattung zur Behandlung des Diabetes für etwa zwei Tage beinhalten.

Ist ein operativer Eingriff geplant?

opEinem operativen Eingriff oder bestimmten diagnostischen Untersuchungen, geht im Krankenhaus zumeist eine Nüchternphase von 4 - 6 Stunden voraus. Sie dürfen kein Frühstück oder sogar kein Mittagessen zu sich nehmen. Wichtig ist, dass Sie für diesen Zeitraum die Medikamenteneinnahme bzw. Insulindosis anpassen. Ziel sollte sein, den Zuckerspiegel im Normalbereich zu halten und eine Unterzuckerung zu vermeiden. Antidiabetisch wirkende Tabletten sollten vor dem Eingriff abgesetzt werden und erst mit der ersten Mahlzeit nach der Maßnahme regulär wieder eingenommen werden. Wenn Sie Mischinsulin spritzen, sollte die in der Nüchternphase injizierte Dosis halbiert werden. Die andere Hälfte kann mit der ersten Mahlzeit nach dem Eingriff ergänzend gespritzt werden. Sind Sie Insulinpumpenträger oder führen eine intensivierte Insulintherapie durch, sollten Sie die Basalrate bzw. das Basalinsulin unverändert lassen.

Was ist während des Krankenhausaufenthaltes noch zu beachten?

Für alle Formen der Therapie gilt: Ein Krankenhausaufenthalt stellt eine Ausnahmesituation dar. Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker oft und halten Sie bei Fragen oder Problemen Rücksprache mit dem Krankenhauspersonal. Die  Empfehlungen hier, dienen nur der Orientierung.

Das letzte Wort sollte immer ihr behandelnder Krankenhausarzt haben. Bei schweren Operationen, Notwendigkeit künstlicher Ernährung oder langer Nüchternphase, sollte die temporäre Behandlung des Diabetes vollständig in die Hand der Klinikärzte übergeben werden. Die Essenszeiten im Krankenhaus können von denen, die Sie zu Hause pflegen, abweichen.

Vermeiden Sie eine Unterzuckerung

Beachten Sie, dass Sie eventuell Medikamente oder Insulin anpassen oder Zwischenmahlzeiten einlegen müssen. Bei drohender Unterzuckerung sollten Sie das Pflegepersonal rufen, das in der Regel mit Messutensilien und schnell verfügbaren Kohlenhydraten behilflich ist. Bestimmte Medikamente, die Sie im Krankenhaus erhalten, können den Blutzucker beeinflussen. Wichtig ist, die Auswirkungen bei sich persönlich zu erkennen und zu behandeln. Achten Sie deswegen auch darauf, dass eventuelle Wechselwirkungen mit Medikamenten dokumentiert werden. Somit kann bei einem erneuten Krankenhausaufenthalt schnell auf eventuelle Blutzuckerschwankungen reagiert werden.

Ziel-Blutzuckerwerte im Krankenhaus

Jeder Diabetiker ist individuell und die Ziel-Blutzuckerwerte sind somit nicht für jeden Patienten gleich. Als grobe Richtlinie kann man sagen, dass Werte bis zu 7 mmol/l (126 mg/dl) bei der Nüchternmessung am Morgen gerade noch akzeptabel sind.

Eine Unterzuckerung soll tunlichst vermieden werden, sodass man eher dazu neigt, höhere Blutzuckerwerte zu tolerieren. Zwei Stunden nach dem Essen sollten die Werte nicht über 10 mmol/l (180 mg/dl) liegen. Diese Richtwerte sind auf eine kapilläre Messung bezogen, sprich auf den Piekser am Finger oder Ohrläppchen. Bei einer Bestimmung im venösen Blut durch eine Blutentnahme in der Armbeuge, liegen die Richtwerte etwas niedriger.

blutdruck messen krankenhaus

Nächtliche Unterzuckerungen vermeiden

In der Regel misst das Pflegepersonal den Blutzuckerspiegel im Krankenhaus 3 - 4 Mal am Tag. Es werden Rundgänge durchgeführt, bei denen Blutdruck, Puls, Temperatur und Blutzucker gemessen werden. Bei instabiler Stoffwechsellage
durch z. B. Stress nach einer Operation, wird des Öfteren eine nächtliche Blutzuckermessung durchgeführt. Unter allen Umständen soll eine nächtliche Unterzuckerung vermieden werden. Hinweise auf eine nächtliche Unterzuckerung können stark verschwitze Kleidung am Morgen, Schwäche und erhöhte Nüchtern- Blutzuckerwerte am Morgen („Somogyi-Effekt“) sein.

Wichtig: Sollten Sie einen dieser Hinweise an sich bemerken, bitten Sie um eine nächtliche Messung, falls diese nicht bereits durchgeführt wird.

Dokumentation der gemessenen Blutzuckerwerte

Die Dokumentation der gemessenen Blutzuckerwerte erfolgt manuell in der Krankenakte oder wird in der elektronischen Krankenakte am PC durch das Pflegepersonal vermerkt. Oft gibt es eine gesonderte „Diabeteskurve“, die sowohl für Arzt als auch Pflegepersonal Übersicht über gemessene Blutzuckerwerte und verabreichtes Insulin gibt. Nicht selten findet sich auf der ersten Seite der Patientenakte ein spezieller Vermerk über eine bestehende Diabeteserkrankung, z. B. in Form eines großen „D“.

Tipp: Sollten Sie dennoch das Bedürfnis haben, den Blutzucker selber zu messen, können Sie dies tun, sofern Sie Ihre eigenen Messutensilien mitgebracht haben. Eine Doppeldokumentation der Werte kann Ihnen und Pflegepersonal Sicherheit geben und ein weiterer Vorteil könnte der schnellere Zugriff auf die Werte sein, wenn ein hinzugezogener Diabetesarzt plötzlich am Krankenbett stehen sollte. Dokumentieren Sie Ihre selbst gemessenen Werte am besten in einem Blutzuckertagebuch, oder mit Uhrzeit und Datum versehen, auf einem kleinen Zettel.

CHECKLISTE FÜRS KRANKENHAUS:

Neben den üblichen Krankenhausutensilien wie Schlafanzug, Hausschuhe, Waschtasche und Handtüchern sollten Sie als Diabetiker auch an folgende Dinge denken!

• Diabetespass
• ggf. aktuelles, geführtes Blutzuckertagebuch
• ggf. Spritzschema
• Name und Kontaktdaten des behandelnden Diabetologen
• Liste aller Vorerkrankungen und Allergien
• Liste aktuell eingenommener Medikamente
• ggf. Briefe voriger Krankenhausaufenthalte
• alle Insulinpumpenutensilien, da diese im Krankenhaus nicht immer unbedingt vorrätig sind

Nur zur Sicherheit:
• Vorrat von eingenommenen Medikamenten und/oder Insulinpen und eigenes Blutzuckermessgerät, falls es zu Engpässen im Krankenhaus kommen sollte

Autorin

Autorin Miximiliane HantelMaximiliane Hantel, Ärztin: Während meines Medizinstudiums in Halle an der Saale, hatte ich die Chance den Menschen in seiner Gesamtheit zu studieren. Neben den anatomischen Gegebenheiten, welche man sich bis zum ersten großen Staatsexamen mühselig zu Gemüte führen muss, begannen mich auch die komplexen Regelkreise des menschlichen Systems zu interessieren. Wie interagieren die menschlichen Organe miteinander? Welche Kommunikationswege gibt es zwischen Sender-, und Empfängerzelle? Und wie kann es mitunter gelingen, in Kommunikationskaskaden einzugreifen um ein Symptom zu lindern und womöglich eine Krankheit zu heilen?

Die Erkrankung Diabetes betrifft viele Menschen in unseren Breitengraden, umso spannender und wichtiger ist dieses Thema für unsere Gesellschaft. Die vielen Ansatzpunkte zur Behandlung des Diabetes empfinde ich zum jetzigen Zeitpunkt als sehr komfortabel. Arzt und Patient können zusammen entscheiden, welche Therapieform die Geeignetste sein kann. Dafür ist jedoch eine Menge Aufklärung und Kenntnis über die Erkrankung, vor allem für die Erkrankten, notwendig. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit für Mediq Direkt einen kleinen Teil zu dieser Weiterbildung beitragen konnte. Ich selber habe davon sehr profitiert. Nach Abschluss meines Studiums habe ich die Facharztausbildung zur Neurologin eingeschlagen und ich stelle fest, dass das Gehirn gar nicht soweit von der Bauchspeicheldrüse entfernt ist.

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