Herta und Werner Beck unterwegs: Quer durch Südostasien

Der Plan:
Wir wollen die Welt nicht einfach mit unserem Toyota Landcruiser umrunden, wir möchten alle Kontinente und alle Länder, die mit dem Auto erreichbar sind, ausgiebig bereisen. Denn wir möchten weltweit die Menschen, ihr Handeln und ihre Kulturen verstehen und dabei unseren eigenen Horizont erweitern.

Die Route:
Nach ausgiebigen Reisen durch den Orient und durch Nord-Ostasien haben wir den Afrikanischen Kontinent unter die Räder unseres HZJs genommen. „HZJ“ ist nicht nur die Typenbezeichnung unseres Landcruiser, sondern auch der Spitzname für unser Heim auf Rädern.

Aktuell sind wir in Südostasien unterwegs. Danach stehen Australien und Neuseeland auf dem Plan. Von dort möchten wir nach Alaska verschiffen. Und sollten wir an der Südspitze Südamerikas ankommen, geht es mit dem Schiff wieder nach Hause.

Die Dauer:
Das ist der einzige Punkt, der ungewiss ist. Bei so einem Vorhaben gibt es viele Fragezeichen und Risiken wie Krankheit, Unfall, Motivation, Kriege oder Naturkatastrophen. Wir wissen jedoch, dass wir unsere große Reise etwa alle ein bis zwei Jahre für etwa sechs Monate unterbrechen werden, um Familie, Freunde und Bekannte wiederzusehen. Auch werden wir während der Zeit zu Hause über unsere Abenteuer in Vorträgen, DVDs, Büchern und in den Medien berichten.

Mein ständiger Begleiter:
ImageAuch der Diabetes, mein ständiger Begleiter rund um die Welt, zeigte sich nach zwei Jahren Afrika mit dem HbA1C-Wert 5,8 von seiner positivsten Seite. Es hört sich an, als wäre die Welt auf den Kopf gestellt.

Aber Tatsache ist, dass ich unterwegs immer einen besseren HbA1C- Wert habe als zu Hause. Ich glaube der Hauptgrund ist das bescheidene und einfache Leben auf Achse. Dort gibt es nicht den gewohnten Nahrungsluxus und auch keinen überquellenden Kühlschrank.

Abschied tut weh ...

Wie schnell ist doch die Reisepause in Deutschland mit Afrikabuchschreiben, Vorträge halten und der wunderschönen Zeit mit der Familie und den Enkeln vergangen. Das Reisefieber kitzelte unaufhörlich und wir folgten erneut dem Ruf der Freiheit und der Fremde. Deshalb ging es im Sommer erst mal zurück nach Südafrika, wo unser treuer Landcruiser HZJ auf uns wartete und eine Motor-Generalüberholung bekam. Nach 17 Jahren und 500.000 Kilometern hat er sich das verdient. Da wir immer alleine oft in recht entlegenen Regionen unterwegs sind, ist ein zuverlässiges Gefährt das Wichtigste. Als der Motor dann endlich wieder hervorragend lief, mussten wir uns erst einmal für drei Wochen von unserem Riesenbaby trennen. Denn wir schickten den HZJ schweren Herzens alleine auf die große Schiffsreise von Südafrika nach Singapur.

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Währenddessen flogen wir auf die Philippinen, um Freunde zu treffen. Mit ihnen verbrachten wir eine tolle Zeit, natürlich mit viel Verwandtschaftsbesuchen und Essen bis zum Abwinken von morgens bis abends. So etwas ist für mein Zuckermanagement immer eine große Herausforderung, denn oft essen wir unbekannte Gerichte mit unbekannten Zutaten.

Aber was wären die Philippinen ohne Hahnenkampf? Es scheint, er wird überall praktiziert. Unser Freund Jun ist ein waschechter Filipino, und der Hahnenkampf lässt seinen Adrenalinspiegel mindestens so steigen wie das leckere Essen meinen Zucker. Beim Hahnenkampf wird unglaublich viel und hoch gewettet. Gewinne bis zu 300.000 US-Dollar sind keine Seltenheit. Und wer auf den Philippinen Erfolg und Geld hat, züchtet die extrem teuren Kampfhähne, so wie unser Freund Jun.

Singapur - Endlich ist unsere Troika wieder vereint

Nach bangem Warten erhielten wir endlich die Nachricht, dass das Schiff mit unserem HZJ an Bord im Hafen von Singapur eingetroffen ist. Nach 24 Tagen auf dem Meer steht unser mobiles Home nun wieder auf festem Boden. Leider dürfen in Singapur keine Wohnmobile fahren, deshalb wurde es vom Automobilclub Singapur bis ins Niemandsland vor der malaiischen Grenze geschleppt.

Malaysia - Ein Multikultistaat, der tatsächlich funktioniert

Gleich unser erster Übernachtungsplatz im Land lag wunderschön direkt am Strand nahe Johur Bahru. Aber noch schöner ist es, wieder in unserem Auto zu leben mit dem Vorteil eines Kühlschranks. Dieser entbindet uns von der Sorge eines kühlen Lagerplatzes für mein Insulin.

Malaysia und seine freundlichen Menschen überraschten uns extrem positiv. Denn hier leben die Religionen wie selten auf der Welt in harmonischer Nachbarschaft. Ein laotischer Tempel steht direkt neben einem Hindutempel, und um die Ecke ruft der Muezzin vom Minarett zum Gebet.

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Die gegenseitige Achtung der Religionen zeigt sich auch im Grundgesetz, wo das chinesische Neujahrsfest, das indische Lichterfest Diwali, das christliche Weihnachten sowie der Freitag offizielle Feiertage sind. Diese vielen Feiertage brachten unsere Pläne in Bezug auf Besorgungen für das alltägliche Leben sehr oft durcheinander.

Der Brahmane zelebrierte für uns im Hindutempel eine PUJA (Götterverehrung). Der rote Punkt auf meiner Stirn ist Segens- und Schutzzeichen zugleich. Beides ist für einen Reisenden von Vorteil. Doch auf eines musste ich als Diabetiker in Malaysia besonders achten: auf den leckeren, cremigen Kaffee. Er ist für mich ein Hochgenuss. Stark und süß. Leider wird er mit viel gezuckerter, fetter Kondensmilch und auch noch zusätzlich mit Zucker gesüßt. Mein Zuckerwert hob ab wie eine Rakete und konnte nur mit noch mehr Insulin wieder auf einen normalen Level eingefangen werden.

Ähnlich erging es mir auf den vielen Nachtmärkten mit ihren „Brutzelbuden“, die meist zigfach am Straßenrand aufgereiht sind und von unzähligen hungrigen Asiaten bevölkert werden. Von gedämpften Vogeldärmen bis zum rosarot gekochten Hummer werden zahlreiche, für mich meist unbekannte, Gerichte serviert. Die Geschmacksvielfalt sprengt jede Vorstellung. Süß, scharf, bitter oder alles auf einmal machen das Essen zu einem Gaumenerlebnis. Man braucht nur etwas Mut und bekommt für sehr wenig Geld ganz außergewöhnliche Gaumenfreuden inklusive guter Unterhaltung mit netten Menschen.

Sie fragen nach den Zuckerwerten? Tja, eine berechtigte Frage und schwer zu beantworten. Wenn ich in etwa weiß, was ich esse, kann ich die Insulinmenge ganz gut einschätzen. Doch oft wird so ein Erlebnisessen zum Glücksspiel. Erst nachdem ich gegessen, geschmeckt und eingeschätzt habe, rufe ich meinen Bolus von der Insulinpumpe ab, dabei verlasse ich mich auf meine Erfahrung und spritze eher etwas weniger. Nach ca. einer halben Stunde messe ich den Zuckerwert. Je nachdem wie steil der Wert ansteigt oder abfällt, reagiere ich entweder mit erneutem Essen oder mit mehr Insulin. Dieses Spiel wiederhole ich bei Bedarf. Leider bedeutet das sehr häufiges Messen, aber dafür bin ich vor üblen Überraschungen einigermaßen sicher.

Nicht nur wegen des guten Essens, sondern vor allem wegen der angenehmen Menschen und ihrer Offenheit bzw. Akzeptanz gegenüber anderen Religionen und Kulturen behalten wir Malaysia in äußerst positiver Erinnerung.

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Zwei Monate sind in Malaysia schnell um und wir ziehen weiter Richtung Thailand. Während unser Auto in Bangkok parkt, werden wir nach Myanmar und Vietnam fliegen und als Rucksacktouristen unterwegs sein. Denn in diesen Ländern ist reisen mit eigenem Auto nur durch extrem viel Bürokratismus und noch mehr Geld möglich. Zum Glück können wir dann anschließend in Kambodscha und Laos wieder mit unserem HZJ auf Tour gehen. Danach wollen wir von Bangkok (Thailand) aus nach Jakarta verschiffen und schauen, was es in Indonesien alles zu sehen und zu erleben gibt. Von Osttimor aus möchten wir gerne nach Australien übersetzen. Das ist zumindest unsere Idee.

Im Herbst 2015 wird Indonesien das letzte Land auf unserer Südostasienetappe sein. Danach werden wir für eine weitere Vortragsreihe nach Deutschland gehen und unsere Weltreise für etwa 6 Monate unterbrechen.

Autor

Autor Werner BeckWerner Beck, Weltenbummler und Diabetiker: Werner Beck ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelsöhne. Mit seiner Frau zusammen hat er bisher über 100 Länder bereist. Hauptsächlich sind sie mit ihrem Toyota Landcruiser unterwegs. Doch auch Reisemittel wie Hundeschlitten in Schweden, ein Tempelelefant in Südindien oder ein Seekajak im Nordpazifik sind ihnen recht. Werner ist seit über 35 Jahren Diabetiker und trägt seit 15 Jahren eine Insulinpumpe. Doch das hält ihn nicht von seinen Abenteuern ab. Sein Motto: Beherrsche so gut es geht deinen Diabetes und lass dich nicht von ihm beherrschen.

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