Besser versorgt: Disease-Management-Programme bei Diabetes

Was ist ein Disease-Management-Programm?

Seit 2002 werden in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch erkrankte Menschen (z.B. Diabetes mellitus) angeboten. Disease-Management-Programme heißen diese Behandlungsprogramme, kurz DMP genannt. Sie beruhen auf nachgewiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Wirksamkeit, was auch als evidenzbasierte Medizin bezeichnet wird. Die Betroffenen sollen individuell und auf Basis der besten zur Verfügung stehenden medizinischen Daten versorgt werden.

Welche Disease-Management-Programme gibt es?

  • Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2
  • KHK (Koronare Herzerkrankung)
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Asthma bronchiale
  • Brustkrebs

Neu hinzukommen werden DMPs zu folgenden chronischen Erkrankungen:

chronische Herzinsuffizienz, chronischer Rückenschmerz, Depression, Osteoporose und Rheumatoide Arthritis.

Diese befinden sich, Stand November 2022, in der Umsetzungsphase.

Welche Ziele haben Disease-Management-Programme? 

Ziel eines DMP ist es, den Behandlungsverlauf und die Versorgungsqualität des Patienten zu verbessern. Eine strukturierte und kontinuierliche medizinische Betreuung zielt darauf ab, Folgeschäden zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten oder zu verbessern. Langfristig betrachtet sollen DMPs auch Komplikationen oder Begleiterkrankungen frühzeitig erkennen bzw. möglichst abwenden. Grundlage hierfür sind Standards der evidenzbasierten Medizin.

Weiterhin sollen Betroffene durch strukturierte Schulungsprogramme lernen, wie sie im Alltag mit den Erfordernissen der Behandlung zurechtkommen können. Es ist ihnen also möglich, einen Teil ihrer Behandlung selbst in die Hand zu nehmen. Dafür muss beispielsweise der Lebensstil angepasst werden. Das bedeutet etwa eine Umstellung der Ernährung und/oder mehr Bewegung im Alltag.

Die Kriterien an ein strukturiertes Behandlungsprogramm (DMP) erlässt der Gemeinsame Bundesausschuss als Richtlinie. Die Vorgaben werden auf regionaler Ebene in Verträgen zwischen Krankenkassen und (meist) der vertragsärztlichen Vereinigungen umgesetzt.

Welche Voraussetzungen müssen für ein DMP bei Diabetes erfüllt sein?

Zu jedem Disease-Management-Programm müssen spezielle Voraussetzungen erfüllt sein. Für die Teilnahme am Disease-Management-Programm für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 (DMP-Diabetes mellitus) ist zunächst die gesicherte Diagnose durch den behandelnden Arzt erforderlich. Während bei Typ-1-Diabetes Insulin zur Therapie gehört, können Menschen mit Typ-2-Diabetes unabhängig von ihrer Therapieform (also mit oder ohne Medikamente) teilnehmen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Einzige Ausnahme für die Teilnahme am Behandlungsprogramm ist der Schwangerschaftsdiabetes.

Wie läuft ein Disease-Management-Programm in der Praxis ab?

Sind alle Voraussetzungen erfüllt und der Patient möchte am DMP teilnehmen, unterschreibt er eine Einverständnis- und Teilnahmeerklärung, welche auch die Erhebung, Nutzung und Verarbeitung der medizinischen und persönlichen Daten einschließt. Gemeinsam mit dem Arzt wird eine Erstdokumentation ausgefüllt. Sie beinhaltet alle notwendigen Untersuchungen und eine Anamnese.

Im Anschluss werden individuelle Therapieziele vereinbart, die im Diabetespass dokumentiert sind. Für eine erfolgreiche Diabetestherapie ist es wichtig, dass sich der Betroffene selbst gut mit dem Krankheitsbild auskennt. Er erhält daher die Möglichkeit zur Teilnahme an strukturierten Schulungen und Präventionsangeboten, um die beste Rundumversorgung zu gewährleisten.

Für Kinder und Jugendliche stehen neben den diabetesspezifischen Quartals- und Jahresuntersuchungen insbesondere noch psychosoziale Themen im Mittelpunkt. Workschops dazu sollen jungen Menschen helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und selbstständig ihren Diabetes zu managen.

Je nach individueller Vereinbarung müssen regelmäßige Verlaufskontrollen durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden im Diabetespass dokumentiert:

  • pro Quartal: HbA1C, Gewicht, Blutzucker, Blutdruck, Überprüfung der Medikamententherapie
  • einmal im Jahr: Bestimmung der Blutwerte (Cholesterin, HDL, LDL, Kreatinin, GFR), Kontrolle der Füße und der Durchblutung, Spritzstellenkontrolle bei insulinpflichtigen Patienten mit Diabetes und ggf. spezielle Untersuchungen, die zur fortführenden Diagnostik benötigt werden.

Welche Verpflichtungen entstehen durch die Teilnahme an einem DMP?

  • Mit der Teilnahme an einem Disease-Management-Programm sind alle Beteiligten, also sowohl die Patienten als auch die behandelnden Diabetesteams, daran gebunden, notwendige Kontrolluntersuchungen termingerecht durchzuführen und zu dokumentieren.
  • Die Teilnahme an einem DMP ist für Patienten freiwillig und kostenlos.
  • Bestehen mehrere chronische Erkrankungen, für die es DMPs gibt, können Patienten auch parallel an den anderen Programmen teilnehmen.
  • Die Teilnahme kann jederzeit ohne Angaben von Gründen durch ein Schreiben an die jeweilige Krankenkasse widerrufen werden. Dem Patienten entstehen dabei keinerlei Nachteile in der Behandlung oder Versorgung. Das gilt auch für diejenigen, die sich von Beginn an gegen eine Teilnahme entscheiden.
  • Wechselt man zu einem anderen Haus- oder Facharzt, z. B. durch einen Wohnortwechsel, kann dieser, sofern er ebenfalls am DMP teilnimmt, die Dokumentationen des Patienten ohne weiteres fortführen. Dies gilt jedoch nicht, wenn das Bundesland oder die Krankenkassen gewechselt wird. Hier erfolgt eine Neueinschreibung inkl. Teilnahmeerklärung und Einwilligungserklärung mit Erstdokumentation.
  • Auch ein wiederholtes Einschreiben in ein DMP, weil der Betroffene z. B. wegen fehlender Dokumentationen aus dem DMP ausgetragen wurde, ist jederzeit durch eine Neueinschreibung möglich.

Welche Vorteile bietet die Teilnahmen an einem Disease-Management-Programm?

Eine Teilnahme am DMP lohnt sich in jedem Fall. Jeder kann davon ausgehen, dass er immer nach dem neuesten Stand der medizinischen Erkenntnisse, individuell und auf ihn abgestimmt, versorgt und betreut wird. Sollte im Verlauf der Behandlung eine Veränderung auftreten, kann diese frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dazu dienen die in festgelegten Abständen durchgeführten Kontrolluntersuchungen.

Die Patienten werden nicht allein gelassen mit ihrer Erkrankung. In diabetologischen Schwerpunkteinrichtungen sind neben den Diabetologen auch Diabetesberater und -assistenten tätig, die umfangreich informieren und jedem Patienten zur Seite stehen.

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