Diabetes und Niere - Diabetische Nephropathie

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft schätzt, dass etwa 20 - 40 Prozent der Diabetiker im Laufe ihrer Erkrankung eine Nierenschädigung erleiden. Warum ist das so?

Ein paar Fakten

Schauen wir uns die Nieren und ihre Funktion zunächst einmal genauer an. Die Nieren sind ein paariges bohnenförmiges Organ mit einer Länge von 10 - 12 cm und einer Breite von 5 - 6 cm, also ungefähr faustgroß. Sie wiegen im Durchschnitt 120 - 200 g und liegen beim Menschen unterhalb des Zwerchfells, beiderseits der Wirbelsäule, in Höhe der unteren Rippen.

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Ihre Hauptaufgabe besteht im Reinigen und Filtern des Blutes, sie sind sozusagen die “Waschmaschine” unseres Körpers. Sie leisten täglich Schwerstarbeit, denn in 24 Stunden fließen ungefähr 1500 Liter Blut hindurch und werden dabei von “giftigen” Abfallprodukten des Körpers gereinigt.

Dieses Waschsystem besteht aus den sogenannten Nierenkörperchen, diese bestehen aus einem Knäuel winzigster Gefäße. Durch diese Gefäßknäuel (Glomeruli) fließt das zu reinigende Blut, dabei werden nicht mehr benötigte Substanzen mittels (Blut-) Druck herausgefiltert, indem sie durch die Gefäßwand gedrückt und anschließend über den Urin ausgeschieden werden. Große Moleküle, wie Eiweiße und Blutkörperchen, werden vom Filtersystem im Blut zurückgehalten. Weitere für den Körper wichtige Stoffe, wie zum Beispiel Vitamine, Mineralien und ein Großteil des Wassers, werden zurückgeführt und bleiben so dem Körper erhalten.

Die Nieren und der Blutdruck

Die Nieren sind jedoch nicht nur für die Reinigung des Körpers zuständig, sondern spielen auch für den Blutdruck eine entscheidende Rolle. Dies geschieht auf zwei Wegen.

Der Blutdruck hängt erstens davon ab, wie groß die Gesamtblutmenge ist, welche im Körper zirkuliert. Da die Nieren den Wasserhaushalt durch die Ausscheidung von Flüssigkeit regulieren, wirkt sich das natürlich auch auf das Blutvolumenn aus. Je weniger Flüssigkeit, desto niedriger der Druck in den Gefäßen.

Zum Zweiten hängt der Blutdruck von der Weitstellung bzw. Dehnbarkeit der Blutgefäße ab. Man kann sich das sehr einfach vorstellen: lässt man die gleiche Menge Wasser durch einen Garten- und einen Feuerwehrschlauch fließen, so wird der Druck im Gartenschlauch viel größer sein. Ist diese Funktion gestört, können dafür verschiedene Faktoren, z. B. Hormone, Nerven oder eine direkte Schädigung der Gefäßwände, verantwortlich sein. Viele hormonelle und nervale Prozesse in unserem Körper werden über die Niere mitgesteuert. Arbeiten die Nieren nicht (mehr) ausreichend, kommt es beispielsweise zur Erhöhung von Hormonen die den Blutdruck ansteigen lassen. 
Gleichzeitig können Veränderungen der Nieren-Blutgefäße durch Ablagerungen, Blutgerinnsel oder Entzündungen zu Gefäßverengungen führen. Nur ein ausreichend hoher Blutdruck kann nun einen reibungslosen Blutfluss garantieren.

Was passiert nun in den Nieren von Diabetikern?

Diabetesbedingte Veränderungen an der Niere beginnen sehr langsam und sind meist in den ersten Jahren nicht mit Schmerzen verbunden.

Zunächst sei gesagt, dass auch andere Faktoren, wie z. B.

  • hoher BlutdruckBild
  • Rauchen
  • genetische Veranlagung
  • Diabetesdauer
  • Patientenalter
  • starkes Übergewicht, sowie
  • Fettstoffwechselstörungen

keine unwesentliche Rolle bei der Entstehung von Nierenschädigungen spielen.

Fünf Stadien der Nierenschädigung

Ein wichtiger Marker ist die GFR (glomeruläre Filtrationsrate). Diese gibt die Harnmenge an, die von den Nieren noch gefiltert werden kann. Die GFR wird im Blut bestimmt. Man teilt die Schädigung der Niere (= Niereninsuffizienz) in fünf Stadien ein.

Stadium 1 kommt es zu einer Vergrößerung der Nieren und einer gesteigerten Nierenfunktion. Wie auch im Stadium 2, welches durch eine beginnende Verdickung des Nierengewebes gekennzeichnet ist, treten beim Patienten keinerlei Symptome auf.

Im Verlauf der Jahre bewirken hohe Blutzuckerwerte, dass die Gefäßwände in den Glomeruli weiter geschädigt, verdickt und somit durchlässig für Eiweiße werden, welche ja eigentlich im Körper gehalten werden sollen.
Das Auftreten von Mikroalbuminen (kleinsten Eiweisskörpern) im Urin und erhöhte Blutdruckwerte sind die Anzeichen einer beginnenden Nierenschädigung - Stadium 3. In diesem Stadium ist es noch gut möglich eine dauerhafte Schädigung der Niere durch optimale Einstellung des Blutzuckers und des Blutdrucks zu verhindern.

Besteht nun aber weiterhin eine schlechte Stoffwechsellage, schreitet die Zerstörung des Nierengewebes weiter voran. Im Urin können nun auch Makroalbumine (große Eiweißkörper) nachgewiesen werden. Außerdem steigt der sogenannte Nierenwert im Blut, das Kreatinin an und die Filtrationsrate in den Glomeruli nimmt deutlich ab. Ab diesem Stadium 4 ist der Schaden an den Nieren nicht mehr umzukehren, man kann nur versuchen das Fortschreiten zu verlangsamen. Im Stadium 5 können die Nieren ihrer Entgiftungsfunktion nicht mehr ausreichend nachkommen. Im Körper sammeln sich die “giftigen” Stoffe an. Der Patient benötigt eine Nierenersatztherapie (Dialyse) oder eine Nierentransplantation.

In Deutschland sind ungefähr ein Drittel der Dialysepatienten Diabetiker.

Ernährung bei Niereninsuffizienz

Eine ausgewogene Ernährung wird für jeden Menschen empfohlen und für Diabetiker sowieso.

Ist die Niere jedoch erst einmal geschädigt, spielt die Ernährung quasi eine lebenswichtige bzw. lebenserhaltende Rolle. Hier ist ein besonderes Augenmerk auf das Eiweiß zu richten.


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Man empfiehlt eine deutliche Senkung der Eiweißzufuhr. Damit sollen die Filtrationsrate gesenkt und die Nieren entlastet werden. Außerdem fallen so weniger Abfallprodukte (z. B. Harnstoff) aus dem Eiweißstoffwechsel an, auch das dient der Entlastung des Körpers. Ab Stadium 4 sollte diese bei unter 0,6 g/ kg Körpergewicht liegen. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt für einen gesunden Erwachsenen übrigens eine tägliche Eiweißzufuhr von 0,8 g/kg Körpergewicht. Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche aufgenommene Eiweißmenge in Deutschland bei 1,3 g pro kg des Körpergewichts liegt, kann man sich evtl. vorstellen, wie stark die Ernährungseinschränkung ist.

Fazit

Die diabetische Nephropathie, ist eine sehr häufig auftretende Folgeerkrankung des Diabetes. Der DiabetesTyp spielt dabei übrigens keine Rolle.
Allerdings muß nicht jeder Diabetiker zwangsläufig davon betroffen sein. Wichtig für die Senkung des Risikos sind:

  • normnahe Blutzuckereinstellung,
  • Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg,
  • nicht Rauchen,
  • täglich 1,5 2 l Flüssigkeit trinken,
  • auf eine ausgewogene Ernährung achten,
  • Übergewicht vermeiden oder vorhandenes Übergewicht reduzieren,
  • ausreichend Bewegung.

Neben diesen Punkten, bei denen der Betroffene aktiv mithelfen kann, sind natürlich auch Kontrolluntersuchungen in der Diabetes-Praxis wichtig. Dort werden regelmäßige Urin-, Blut- und Blutdruckuntersuchungen durchgeführt. Zusammen mit Ihrem Arzt oder Diabetesberater können Sie dann ggf. Ihre Therapie anpassen und optimieren.
Eine Hilfe dabei bietet der blaue Gesundheits-Pass Diabetes. In ihm ist auf einen Blick zu sehen, welche Untersuchungen wichtig sind und ob Ihre Werte im Normalbereich liegen. Lassen Sie sich regelmäßig alle Laborwerte in Ihren Pass eintragen, damit alle behandelnden Ärzte/Fachärzte den aktuellen Therapiestand einsehen können.

Ihre Anja Melzer
Diabetesberaterin DDG

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