Diabetes und seine Begleiterkrankungen
Diabetes, Hypertonie, Veränderungen der Fettstoffwechselwerte und erhöhte Harnsäurewerte - Ein Unglück kommt selten allein!
Nein, als Unglück muss man die genannten Erkrankungen keineswegs bezeichnen. Allerdings haben viele Patienten zusätzlich zu ihrer Diabetesdiagnose eine oder mehrere der genannten Begleiterkrankungen. Bei Notwendigkeit sind sie in der Regel gut medikamentös therapierbar. Mit den folgenden Zeilen stellen wir Medikamente zur Regulation des Blutdruckes und zur Senkung erhöhter Fettstoffwechsel- und Harnsäurewerte vor.
Aufgrund der Vielzahl der Präparate können wir nicht auf alle im Einzelnen, sondern nur auf die gängigen und die am häufigsten verschriebenen Wirkstoffe eingehen.
Hypertonie - Bluthochdruck
Nach Angaben der „Deutschen Hochdruckliga“ haben momentan etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland einen erhöhten Blutdruck. Das ist immerhin fast jeder dritte Einwohner. Dabei gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Den größten Anteil nehmen Menschen im Alter zwischen 70 und 80 Jahren ein. Hinsichtlich der Behandlung hat eine positive Entwicklung stattgefunden, immerhin lassen sich inzwischen 88% der Erkrankten vertrauensvoll durch ihren Hausarzt betreuen und erreichen zu 75% den therapeutischen Zielbereich, der in der Regel zwischen 120/80 und 140/90 mmHg liegt.
Trotz guter Aufklärung durch Ratgeber und anderen Medien, weiß heutzutage allerdings noch ein Großteil der Betroffenen nichts von ihrer chronischen Erkrankung. Dabei spielen die unterschiedlichsten Gründe eine Rolle: „Wenn ich nicht krank bin, gehe ich auch nicht zum Arzt“¸ „Ich habe noch nie eine hausärztliche Vorsorgeuntersuchung gemacht“ bis hin zu: „Das ist nur die Aufregung und der Stress“. Umso wichtiger wäre jetzt die häusliche Blutdruckmessung, besonders für jene, die tatsächlich unter dem sogenannten Weißkittelhypertonus leiden. Alternativ kann eine 24h-Langzeitmessung Aufklärung schaffen.
Warum ist die Bluthochdruck-Behandlung so wichtig?
Nun, es ist so ähnlich wie bei Diabetes. Oft unbemerkt und langsam voranschreitend, führt ein zu hoher Blutdruck zur Schädigung des arteriellen Blutgefäßsystems und des Herzens. Herzinfarkte, Nierenversagen, Schlaganfälle und Herzgefäßschäden als Folgen sind immer noch für einen Großteil der Todesfälle in den Industrieländern verantwortlich.
Was sind die Ursachen für Bluthochdruck?
In den meisten Fällen sind die Ursachen der arteriellen Hypertonie weitgehend unbekannt. Steigendes Lebensalter, die Zunahme von Begleiterkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörung, ein ungesunder Lebensstil (Übergewicht, Bewegungsarmut etc.) und Ernährungsfehler (übermäßiger Kochsalzkonsum), wirken sich ungünstig auf unser Gefäßsystem aus. Auch die Vererbung spielt eine große Rolle, denn litten die Eltern bereits unter Bluthochdruck, erhöht sich das eigene Risiko dafür um ein Vielfaches.
Wie behandelt man Bluthochdruck?
Was auch immer die Ursachen sind, die Behandlung des Bluthochdrucks ist lebensbegleitend. In erster Linie stehen dem behandelnden Arzt Medikamente aus fünf Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Reicht eine Substanz allein nicht aus, wird die Therapie häufig mit Kombinationspräparaten erweitert.
Die medikamentöse Blutdruckbehandlung sollen Sie dabei aktiv mit einer Änderung Ihres Lebensstils und einer Überprüfung Ihres Bewegungsverhaltens unterstützen.
Ob ACE-Hemmer, AT1-Antagonist, Betablocker, Diuretika oder Calciumantagonist, die Auswahl ist groß und richtet sich unter anderen nach dem Lebensalter und zusätzlich vorhandenen Begleiterkrankungen. Üben Sie sich in Geduld und vertrauen Sie Ihrem behandelnden Arzt. Experimentieren Sie bitte nie selber mit Ihrer Medikation und nehmen Sie diese nach Vorschrift und möglichst immer zur gleichen Zeit ein. „Medikamenten-Urlaub“, „Einnahme-Pausen“ oder „Dosis- Bingo“ sollten Sie Ihrer Gesundheit zuliebe lassen.
Medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks, Wirstoffgruppe
ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer)
ACE-Hemmer beeinflussen die Bildung körpereigener Hormone, die den Blutdruck erhöhen. Sie werden in der Regel sehr gut vertragen, selten kommt es als Nebenwirkung zu einem trockenen Reizhusten.
Diuretika („Wassertabletten“)
Wenn der zu hohe Blutdruck durch zu viel Wassereinlagerungen mit verursacht wird, macht man sich mit diesen Präparaten die entwässernde Wirkung über die Niere zu Nutze. Dies tritt bei einem Patienten mit einer begleitenden „Herzinsuffizienz“ auf. Das Herz ist nicht mehr so kräftig und kann das Blutvolumen nicht mehr problemlos durch den Körperkreislauf pumpen. Durch die entwässernde Wirkweise verringert sich die Blutmenge, der Druck im Gefäßsystem sinkt und entlastet somit das Herz.
Calciumantagonisten („Gefäßerweiterer“)
Durch diese Präparate werden die kleinen Arterien erweitert, das Blut kann sich dadurch besser verteilen und der Gefäßdruck sinkt. Mögliche Nebenwirkungen können, vor allem zu Beginn der Therapie, eine Gesichtsrötung, Hautausschläge und Knöchelödeme sein.
Betablocker
Diese Substanzen verlangsamen den Herzschlag und gleichzeitig wird das Herz etwas gegen die Wirkung der eigenen Stresshormone geschützt. Nicht geeignet sind diese Medikamente für Patienten mit Asthma. Die Verengung der unteren Atemwege kann als mögliche Nebenwirkung das Problem der Kurzatmigkeit weiter verstärken.
Angiotensin AT1-Rezeptorblocker (Sartane)
Es wird die Wirkung des gefäßverengenden, und somit blutdrucksteigernden Angiotensin II blockiert. Diese Tabletten sind im Allgemeinen sehr gut verträglich.
Veränderung der Fettstoffwechselwerte (Hyperlipoproteinämie)
Fett in unserer Nahrung ist ein wichtiger Energielieferant (1 g = 9 kcal) und erfüllt in unserem Organismus viele Aufgaben. Der Zellaufbau, die Hormonbildung, die Bildung von Gallensäure und Vitamin D, nichts würde ohne Blutfette möglich sein. Cholesterin ist ein Hauptvertreter der Blutfette und gelangt über die Nahrung in unseren Körper. Wenn diese Quelle allein nicht ausreicht, kann die Leber selbst Cholesterin herstellen.
Was bewirkt Cholesterin?
Da Fette nicht wasserlöslich sind und deswegen schlecht vom Blut transportiert werden können, verpackt sie unser Körper in Eiweißhüllen und bildet somit die Lipoproteine. Es gibt zwei Arten dieser Lipoproteine, das HDL und das LDL. Im Volksmund werden sie auch als das gute und das schlechte Cholesterin bezeichnet.
Welche Rolle spielt LDL-Cholesterin?
Die Aufgabe des LDL ist es, das von den Zellen benötigte Cholesterin in die Zellen zu transportieren. Ist allerdings zu viel LDL-Cholesterin im Blut vorhanden und der momentane Bedarf der Zellen gedeckt, lagert sich der Überschuss in den Gefäßwänden ab. Dies ist der Beginn einer Atherosklerose (Gefäßverkalkung). Der innere Durchmesser der Blutgefäße verringert sich und die Elastizität der Gefäße nimmt ab. Diese zwei Faktoren wirken sich wiederum negativ auf den Blutdruck und die Sauerstoffversorgung der Organe aus. Der LDL-Wert sollte nicht über 3 mmol/l liegen. Bestehen bereits Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck oder ist bereits ein Herzinfarkt aufgetreten, sollte der Wert nicht über 1,8 mmol/l liegen.
Was ist die Aufgabe des HDL-Cholesterin?
Das HDL-Cholesterin hingegen wirkt diesem Prozess entgegen, indem es das abgelagerte Cholesterin wieder aufnimmt und zurück zur Leber transportiert. Der HDL-Wert im Blut kann demzufolge gar nicht hoch genug sein. Als unterer Grenzwert gilt 1,2 mmol/l bei Frauen und 1 mmol/l bei Männern.
Medikamentöse Behandlung von Fettstoffwechselstörungen
Statine
(Cholesterinsynthesehemmer) Sie senken das LDL-Cholesterin.
Ezetimib
(Cholesterin-Absorptionshemmer) Sie senken das LDL-Cholesterin, indem sie die Cholesterinaufnahme über den Darm hemmen.
Fibrate
Sie senken die Triglyzeride und erhöhen die HDL-Synthese.
PCSK9-Inhibitoren
Wenn Statine allein nicht ausreichen, um den LDL-Spiegel zu senken, kann durch diese relativ neuen Substanzen der LDL-Abbau gesteigert werden.
Ionenaustauscher
Sie binden die Gallensäure im Darm. Da dem Körper somit zu wenig Gallensäure zur Verfügung steht, erhöht er die Produktion, wobei mehr Cholesterin verbraucht wird. Durch den erzwungenen verstärkten Cholesterinverbrauch, sinkt die Cholesterinmenge im Blut.
Wie kann ich meine Blutfettwerte positiv beeinflussen?
Die Blutfettwerte können durch eine Umstellung des Lebensstils, mit ausreichend Bewegung, einer abwechslungsreichen gesunden Ernährung, einer Gewichtsreduktion und den Verzicht auf Nikotin, positiv beeinflusst werden.
Sollte dies nicht ausreichen, ist in der Regel eine medikamentöse Behandlung notwendig. Ihr Arzt kann zwischen mehreren Substanzen wählen und wird Ihnen das individuell für Sie passende Präparat zum Unterbinden beziehungsweise Verhindern des Fortschreitens der Gefäßschäden verschreiben.
Unabhängig davon, welches Medikament Ihnen verschrieben wird, das Ziel ist immer, den erhöhten LDL-Wert in Ihren individuellen Zielbereich zu senken. Da Fettstoffwechselstörungen häufig vererbt werden, ist es wichtig, diese Blutparameter regelmäßig kontrollieren zu lassen. Die eingesetzten Medikamente müssen meist ein Leben lang eingenommen werden, sind in der Regel aber sehr gut verträglich.
Erhöhte Harnsäurewerte – Der Weg zur Gicht
Die Harnsäure ist ein Abbauprodukt des Purinstoffwechsels. Als Zellbaustoff sind Purine für die Erbsubstanz und den Aufbau neuer Zellen notwendig. Sie sind ein natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel - sowohl pflanzlicher als auch tierischer Herkunft.
Was sind die Folgen von erhöhten Harnsäurewerten?
Nach dem Verzehr von Purinen werden diese zu Harnsäure abgebaut und über die Niere ausgeschieden. Ist die Aufnahme von Purin zu hoch oder kann die Niere die angefallenen Mengen nicht ausreichend ausscheiden, wird die Harnsäure in kristalliner Form in den ableitenden Harnwegen (Nierensteine) in der Blutbahn, an Sehnen oder in Gelenken abgelagert. Dort entsteht ein entzündlicher Prozess, der zu einem Gichtanfall führen kann.
Wie kann man erhöhte Harnsäurewerte senken?
Eine Reduktion der Aufnahme der Purine ist bei einem erhöhten Harnsäurewert im Blut immer die erste und oft auch ausreichende Therapie. Die kann unter anderem durch die reduzierte Aufnahme fruktosehaltiger Lebensmittel (zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten, Frühstücksflocken) sowie purinreicher Lebensmittel erfolgen.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus oder es kam bereits zu einem akuten Gichtanfall, können mithilfe von Harnsäure-Ausschneider sowie Harnsäure-Blocker die Zielwerte erreicht werden.
Medikamentöse Behandlung bei erhöhter Harnsäure
Harnsäure-Ausscheider
(Probenecid, Benzpromaron) Hiermit wird erreicht, dass die überschüssige Harnsäure über die Niere vermehrt ausgeschieden wird.
Harnsäure-Blocker (Allopurinol)
Es wird ein wichtiges Enzym (Xanthinoxidase) gehemmt, welches für die Umwandlung der Purine in Harnsäure zuständig ist.
Außer bei einem akuten Gichtanfall oder bei vorhandenen Nierensteinen hat man in der Regel keinerlei Symptome. Nehmen Sie bitte trotzdem regelmäßig diese Medikamente nach ärztlicher Vorschrift ein, es hilft Akutereignisse zu verhindern.
Wir hoffen mit diesen Zeilen, Ihnen ein paar wichtige Faktoren über Ihre Medikamente oder deren Einnahme näher gebracht zu haben. Vielleicht konnten wir ein paar Fragen Ihrerseits beantworten und Sie haben zukünftig ein „besseres“ Gefühl, wenn Sie Ihre Tabletten einnehmen.