Allergien und Diabetes: Heuschnupfen - eine saisonale Plage

Alle Jahre wieder steht die Pollenflugsaison ins Haus. Heuschnupfen ist eine weit verbreitete, in unseren Breiten sogar die häufigste Überempfindlichkeitsreaktion: geschätzte zehn Millionen Menschen in Deutschland kennen Niesattacken, Fließschnupfen, tränende Augen und das unangenehme Kribbeln im Rachenbereich als Symptome einer Pollenallergie. Die Häufigkeit von Allergien nimmt stetig zu. Grund dafür soll unter anderem ein zu hygienischer Lebensstil sein. Studien belegen, dass ein Aufwachsen in ländlicher Umgebung, mit mehreren Geschwistern, in Kontakt mit Tieren und freier Natur, das Auftreten von Allergien vermindert. Es wurde auch nachgewiesen, dass das Stillen von Neugeborenen für mindestens sechs Monate einen prophylaktischen Effekt in Hinblick auf die Allergieentstehung hat.

Wie entstehen Allergien und welche Allergene gibt es?

Allergien entstehen immer in zwei Phasen. In der ersten Phase, der sogenannten Sensibilisierung, kommt der Körper zum ersten Mal mit einem allergieauslösenden Stoff (Allergen) in Kontakt. Die Allergene sind vielzählig und werden danach unterschieden, wie sie den Kontakt mit dem Körper herstellen:

  • Inhalationsallergene (Pollen, Schimmelsporen, Hausstaubmilben, Tierhaare): Die Allergene werden eingeatmet und lösen vorrangig Atemwegssymptome wie Husten, Niesen oder Luftnot aus.
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  • Ingestionsallergene (Nüsse, Soja, Fisch, Medikamente): Die Symptome entstehen durch Aufnahme der Allergene mit der Nahrung und deren enzymatischer Spaltung. Sie können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, aber auch Hautreaktionen und Atemwegssymptome auslösen.
  • Injektionsallergene (Bienengift, Wespengift): Diese Allergene sind oft in tierischen Giften enthalten und werden zum Beispiel durch Stiche in den Körper injiziert.
  • Kontaktallergene (Latex, Nickel): Die Sensibilisierung für das Allergen erfolgt über Kontakt zur Haut über einen längeren Zeitraum. 

Kommt ein beliebiges Allergen zum ersten Mal mit dem Körper in Berührung, wird es von Immunzellen aufgenommen, in verschiedene Bestandteile zerlegt und diese werden dann dem Immunsystem „präsentiert“. Im Rahmen dieses Präsentationsprozesses bildet der Körper Antikörper gegen diese eigentlich harmlosen Fremdstoffe, um sie unschädlich zu machen. Des Weiteren bilden sich sogenannte Gedächtniszellen, welche ebenfalls Antikörper freisetzen und sich das zu bekämpfende Allergen „merken“. Somit kann bei einem Zweitkontakt eine schnelle Immunreaktion in Gang gesetzt werden.

In der zweiten Phase, bei einem erneuten Kontakt mit einem bestimmten Allergen, können nun spezialisierte Immunzellen agieren, denn das Allergen und das vom Körper gebildete Antigen passen wie Schlüssel und Schloss ineinander. Antikörper, die auf sogenannten Mastzellen sitzen, binden das Allergen. Dies veranlasst die Mastzelle dazu, den Botenstoff Histamin freizusetzen. Beim Allergiker geschieht dies im Übermaß. Histamin spielt eine entscheidende Rolle in der Reaktionskette der Allergien.

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Botenstoff Histamin

Histamin ist ein Gewebshormon, das eine große Rolle bei wichtigen physiologischen Prozessen im Körper spielt und an Entzündungsreaktionen beteiligt ist. Es kommt in nahezu allen Geweben des Körpers (Haut, Lunge, Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts) und in einigen Zelltypen vermehrt vor. Dazu gehören auch die bereits erwähnten Mastzellen.

Auch bestimmte Lebensmittel, wie z. B. Erdbeeren, Tomaten, Hefe, Käse, Thunfisch, Sauerkraut und Rotwein, enthalten relevante Dosen an Histamin.

Vergegenwärtigt man sich die Wirkung von Histamin im Körper, kann man die Symptome einer Allergie verstehen. So wirkt Histamin an den Blutgefäßen gefäßerweiternd, es kommt zu Rötung der Haut („Quaddel“), die Durchgängigkeit der Gefäße wird gesteigert, so kommt es zu einer Schwellung. Die Wirkung des Histamins kann man sehr gut nach dem Kontakt mit Brennnesseln sehen, denn das Brennen und die Quaddelbildung sind dem Histamin geschuldet, das Brennnessel als Abwehrsubstanz einsetzt. An den Bronchien wirkt Histamin verengend, so kann es zu Luftnot und asthmatischen Beschwerden kommen, im Magen regt es die Magensäuresekretion an und ist über komplexe neuroregulatorische Prozesse am Vorgang des Erbrechens, aber auch am Schlaf-Wach-Rhythmus ist Histamin beteiligt.

Diagnostik

Die Nase läuft unermüdlich, der Hals juckt oder die Augen sind geschwollen? Es könnte eine Allergie vorliegen. Doch wogegen ist man eigentlich allergisch? Um dies herauszufinden lohnt sich ein Besuch beim Allergologen. Dieser kann umfangreiche Tests durchführen um eine oder mehrere Allergien festzustellen und die Allergene, welche eine allergische Reaktion auslösen, einzugrenzen. Am bekanntesten ist der sogenannte „Prick-Test“. Bei diesem Test werden standardisierte Allergenlösungen auf die Haut des Unterarmes oder Rückens aufgetropft und markiert. Ebenso wird ein Tropfen Histaminlösung als Positivkontrolle und ein Tropfen Natriumchloridlösung als Negativkontrolle auf die Haut aufgetragen. Nach dem Auftropfen wird mit einer Lanzette ein minimaler oberflächlicher Hautdefekt gesetzt, sodass die Allergenlösung unter die Haut gelangen kann. Nach etwa 15 Minuten kann, falls eine Allergie vorliegt, eine Hautreaktion abgelesen werden. Je größer die Quaddelbildung um einen Allergentropfen herum, umso wahrscheinlicher ist die Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers, sprich die Allergie. Die Hautreaktion wird mit der Positiv- und Negativkontrolle verglichen und interpretiert. Eine genaue Befragung des Patienten über Zeitpunkt, Häufigkeit und Intensität allergischer Symptome ist aber mindestens genauso wichtig. Weiterführende Blutuntersuchungen und/oder Atemtests gehören meist zur Rundumdiagnostik beim Allergologen.

Therapie

Das A und O der Allergietherapie ist die Allergenkarenz, also die Vermeidung des allergie-auslösenden Stoffes. Leidet man an einer Pollenallergie, ist dies recht schwierig, dennoch gibt es einige Tricks und Kniffe um den Einfluss des Allergens auf den Körper zu minimieren. So soll beispielsweise die Kleidung vor dem zu Bett gehen in einem anderen Raum ausgezogen und gelagert werden, damit daran haftende Blütenpollen den Schlaf nicht stören. Außerdem ist empfehlenswert, sich am Abend zu waschen und lange Haare gegebenenfalls zu waschen und zu trocken. Besteht eine Milbenallergie, sollte im Bett ein Schlafanzug getragen werden, der möglichst viel Haut bedeckt. So gelangen weniger abgestorbene Hautzellen, die den Milben ein wahres Festmahl bieten, in die Bettwäsche. Bei Nahrungsmittelallergien sollte das Nahrungsmittel zunächst ermittelt und dann gemieden werden. Übrigens: Durch den Kochvorgang verlieren viele Allergene ihr allergenes Potential - so können Allergiker wieder viele Obst- und Gemüsesorten genießen.

Eine weitere Therapiemöglichkeit besteht in der Hyposensibilisierung: dieses Verfahren ist eine spezifische Immuntherapie, bei der das allergieauslösende Allergen in steigenden Dosen entweder als kleines Fläschchen getrunken oder unter die Haut gespritzt wird. Man erhofft sich von dieser Therapie, dass das Immunsystem eine Toleranz dem Allergen gegenüber aufbaut und allergische Reaktionen abgeschwächt werden. Hyposensibilisierung verspricht eine etwa 45%ige Linderung der Beschwerden und/oder Verminderung des Medikamentenverbrauchs.

Der wohl wichtigste Therapiezweig liegt in der Akuttherapie. Dabei werden Antiallergika in Form von Tabletten, Nasensprays, Augentropfen und Inhalationspräparaten verwendet. Die Wirkungsweisen sind unterschiedlich:

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  • Antihistaminika (enthalten beispielsweise die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin) blockieren den Wirkort des im Körper ausgeschütteten Histamins und verhindern somit eine übermäßige allergische Reaktion. Die Hauptnebenwirkung ist allerdings Müdigkeit, sodass eine abendliche Einnahme empfohlen wird. 
  • Mastzellstabilisatoren (Chromoglicinsäure- und Kortisonpräparate: Chromoglicinsäurepräparate sind als Augentropfen, Nasensprays und Inhalationspräparate erhältlich, Kortisonpräparate enthalten das körpereigene Hormon Kortison und sind meistens verschreibungsplichtig) erschweren die Freisetzung von Histamin im Körper und wirken entzündungshemmend. Insbesondere in der Allergietherapie bei Kindern kommen sie zum Einsatz, da sie den Etagenwechsel von Allergie zum allergischen Asthma verhindern können. In der Allergietherapie von Erwachsenen kommen die Mastzellstabilisatoren zumeist lokal, z. B. als Nasenspray, zur Anwendung. Die Anwendung sollte zeitlich begrenzt sein. 
Haben Allergien Einfluss auf eine bestehende Diabeteserkrankung?

Allergien bedeuten vor allem eines: Stress. Körperlicher Stress lässt den Blutzucker ansteigen. Eine geeignete Allergietherapie kann bei einem vorhandenen Diabetes also durchaus sinnvoll sein. Bei starken Symptomen einer Allergie sollte man lieber einmal mehr den Blutzucker im Auge messen. Kortisonpräparate werden bezüglich ihrer Wirkungen und Nebenwirkungen oft missverstanden: die Medikamente sind zwar oft gut wirksam, haben aber Nebenwirkungen, die Diabetes auslösen oder einen bereits vorhandenen Diabetes stark verschlechtern können. Werden Kortisonpräparate zur Therapie von Allergien eingesetzt, sollten diese kurzzeitig und lokal angewandt werden. Bei Einsatz von kortisonhaltigen Augentropfen sollen Sie einen Augenarzt zu Rate ziehen. Werden diese Dinge beachtet und auf Kortisonspritzen oder Tabletten verzichtet, sind keine gravierenden Nebenwirkungen zu erwarten.

Autorin

Autorin Miximiliane HantelMaximiliane Hantel, Ärztin: Während meines Medizinstudiums in Halle an der Saale, hatte ich die Chance den Menschen in seiner Gesamtheit zu studieren. Neben den anatomischen Gegebenheiten, welche man sich bis zum ersten großen Staatsexamen mühselig zu Gemüte führen muss, begannen mich auch die komplexen Regelkreise des menschlichen Systems zu interessieren. Wie interagieren die menschlichen Organe miteinander? Welche Kommunikationswege gibt es zwischen Sender-, und Empfängerzelle? Und wie kann es mitunter gelingen, in Kommunikationskaskaden einzugreifen um ein Symptom zu lindern und womöglich eine Krankheit zu heilen?

Die Erkrankung Diabetes betrifft viele Menschen in unseren Breitengraden, umso spannender und wichtiger ist dieses Thema für unsere Gesellschaft. Die vielen Ansatzpunkte zur Behandlung des Diabetes empfinde ich zum jetzigen Zeitpunkt als sehr komfortabel. Arzt und Patient können zusammen entscheiden, welche Therapieform die Geeignetste sein kann. Dafür ist jedoch eine Menge Aufklärung und Kenntnis über die Erkrankung, vor allem für die Erkrankten, notwendig. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit für Mediq Direkt einen kleinen Teil zu dieser Weiterbildung beitragen konnte. Ich selber habe davon sehr profitiert. Nach Abschluss meines Studiums habe ich die Facharztausbildung zur Neurologin eingeschlagen und ich stelle fest, dass das Gehirn gar nicht soweit von der Bauchspeicheldrüse entfernt ist.

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